Liebes Tagebuch,
heute bin ich mit Kevin Hamann Zug gefahren ( lustigerweise hab ich den guten Herren tatsächlich mal in der U-Bahn getroffen, diese Geschichte erzähl ich auch irgendwie eher selten, sehr sehr seltsam... ). Kevin Hamann ist den meisten eher bekannt als ClickClickDecker. Oder auch einfach Click ( klingt auch gut, einfach "Click" ).
Der Herr Click macht sehr hübschen deutschen Indie-Rock, ist dabei aber auch irgendwie anders, als die meisten deutschen Indie-Rock Bands oder Songwriter ( an dieser Stelle müsste man eigentlich nur kurz in Richtung der geschriehenen Version mit "Mit ohne" nicken, und schon wissen die meisten, die sich schonmal mit dem Herren beschäftigt haben bescheid ). In Nebenprojekte die klangvolle Namen tragen wie "My First Trumpet" und "Bratze" ( "Jean Claude" ist...ich weiß nicht, groß? ) lebt er seine anderen musikalischen Vorlieben aus. So weit, so gut.
Heute früh hörte ich zumindest kein Click-Studioalbem. Ich ließ mich beschallen von einem Click-Livealbum.
ClickClickDecker - Hab nur zwei Gästeplätze
Wurde im Eigenvertrieb veröffentlicht, auf einen Vinylrohling gebrannt und verkauft in einer hübschen Metalldose.
Ich selbst habe den guten Click erst einmal live gesehen , im Vorprogramm von Kettcar. Was soll ich sagen? Am besten sage ich die Wahrheit: Live bringt er einfach Herzen zum Überlaufen ( jeder, dessen Herz schon einmal bei einem Konzert übergelaufen ist, wird verstehen was ich meine ). Zudem ist Simon Rass am Schlagzeug einfach klasse.
Diesen Eindruck gibt das Livealbum leider nicht ganz wieder.
Ich hab es heute früh zum ersten Mal seit dem Auftritt wiedergehört.
Gut ist, dass man es bequem in einer halben Stunde Zugfahrt hören, schlecht ist, dass sie Soundquakität nicht so berauschend ist und das alles irgendwie ziemlich leise aufgenommen wurde, da wird das schnell mal von Zugfahrtgeräuschen übertönt.
Irgendwie hatte ich diesmal auch das Gefühl, dass Clicks Texte schwanken zwischen genial und "ääh, okay". Manchmal wirken einige Reime ziemlich erzwungen.
Allgemein kann ich zu dem Album nicht viel sagen. Es ist eben ein Livealbum und kein reguläres Studioalbum.
Ich mag besonders die zweite Hälfte, einfach weil mir die Songs und Texte da besser gefallen. Dieses Livealbum ist zumindest gut dafür geeignet, ClickClickDeckers Stimme hervorzuheben, denn keine Männerstimme überschlägt sich beim Singen so schön wie seine!
Aber "Niemand tanzt so kacke wie ich" ist nicht drauf. Das gibt Minuspunkte!
FallOutGirl - 25. Okt, 20:39
Heut begleiteten mich fünf Dänen auf meiner morgendlichen Odyssee ins ferne Hamburg. Wirft man einen Blick ins Booklet ihres Albums scheinen die fünf Herren allesamt so um die 20 ( höchstens! ) zu sein. Sie haben den typischen verträumten skandinavische-Indie-Pop-Band-Blick ( nicht zu verwechseln mit dem skandinavische-Indie-Rock-Band-Blick à la Mando Diao, der würder eher ins Arrogante gehen ) drauf, zwei von ihnen tragen voller Stolz Sonic Youth Shirts. Soviel zum Optischen. Aber in der CD-Hülle befand sich ja nicht nur ein Booklet, sondern auch - Überraschung! - ein Tonträger! So richtig mit Musik!
The Kissaway Trail - dto.
Arcade Fire. Das ist die erste Referenzband, die sich einem aufdrängt. Eindeutig Arcade Fire. The Kissaway Trail klingen wie eine dänische Ausgabe der kanadischen Band - nur in etwas jünger und nicht ganz so ausgereift.
Jemand, der Arcade Fire gut findet, kann mit dieser Band also eigentlich nichts falsch machen ( außer er sagt "Baaah, is' ja nicht Arcade Fire!" ). Würde man den Vergleich weiter durchziehen, würde man das Debütalbum von The Kissaway Trail wohl so zwischen den beiden Arcade Fire Alben einordnen - er nutzt sich wesentlich schneller ab als "Funeral" und lässt sich angenehmer hören als "Neon Bible", weil die Skip-Tracks fehlen.
Von der Länge her passt es wieder ideal zur Zugfahrt. Von der Musik her ist das schwer zu beurteilen. Ich habe dieses Album mittlerweile so oft gehört, dass es schon ein bisschen totgehört ist ( "tot" ist übertrieben, vielleicht eher "scheintot" oder "mit Chloroform betäubt" ). So nahm ich es heute früh eigentlich eher als Hintergrundrauschen war.
Naja, was soll man zu diesem Album noch so sagen? Es ist kein wirklich schlechter Song drauf, es wirkt in sich unheimlich homogen und wirkt am besten, wenn man es am Stück durchhört.
Natürlich ist die Single "Smother + Evil = Hurt" der inoffizielle 'Hit' des Albums und bleibt am ehesten hängen, aber der Weg bis zum Ende dieses Albums zieht sich durch viele andere Songs, die mindestens genauso gut sind. Die sich alle nicht grob voneinander unterscheiden, sondern alle in eine Richtung gehen, dabei aber zusammen unheimlich stimmig wirken. Man zieht vorbei an Zeilen wie "I'm looking forward to someday waking up and it all just feels right" und "'Cause your thoughts and feelings just don't match" und doch läuft es eigentlich auf eines hinaus:
"Shadows they're good, then I know there's light - We can, we're strong, we'll beat it!
FallOutGirl - 24. Okt, 19:52
Seit kurzer Zeit fahre ich jeden Morgen, so gegen halb 8, etwa 45 Minuten mit den Zug. Wie vertreibt man sich also um diese Uhrzeit am besten die Zeit?
Viel Möglichkeiten hat man ja nicht. Ich beschränke mich auch meist auf eine Sache: Musik hören.
Da gibt es ja nun auch mehrere Möglichkeiten, gelegentlich, wenn ich auf Abwechslung aus bin, nehme ich meinen Mp3-Player, da kann ich dann Songs von Tori Amos, Sean Paul, Selig und Tokio Hotel hintereinander hören, wenn mir danach ist.
Meist nehm ich aber einen tragbaren CD-Player mit und entscheide mich für nur ein Album. Denn die Zugfahrtszeit ist ideal, um ältere, lange nicht gehörte oder überhaupt selten gehörte, Alben neu zu entdecken oder sich in neue Alben noch ein bisschen mehr reinzuhören.
Es sei jedem davon abgeraten, einen neu erworbenen Tonträger auf einer morgendliche Zugfahrt ( besonders in einer Regionalbahn! ) zum ersten Man zu hören, denn da ist man
1. meist viel zu müde
und 2. wird man da eh fast immer durch laute Ansagen oder einen Schaffner, der den Fahrschein sehen will, gestört.
Also entscheide ich mich meistens für neuere Alben, die ich noch nicht allzu häufig gehört habe. Heute hatte ich die Ehre eine Zugfahrt hiermit zu verbringen:
The Weakerthans - Reunion Tour
Allerdings hatte ich auch heute das Glück durch besonders viele und penetrant laute Durchsagen gestört zu werden. Aber glücklicherweise hatte ich das Album am Vorabend eh schon einmal gehört...
Gegen die Weakerthans ist natürlich nichts auszusetzen. Ganz und gar nicht. Ob es ideale Zugfahrtmusik ist, kann ich nicht wirklich sagen. Ich mag diese Band zu sehr, als dass ich darüber wirklich neutral urteilen könnte ( Fakt ist allerdings, dass es von der Länge her genau in die Zugfahrtzeit passt ).
Für diese Urzeit ist das Album allerdings ideal: Es ist weder zu träge, als dass man dabei noch schläfriger wird, noch ist es so laut und aufgeregt, dass man unsanft wachgerüttelt wird.
Insgesamt ist das wieder ein sehr schönes Album geworden - es ist kein zweites "Reconstruction Site", soviel steht fest, aber Songs wie "Civil Twilight" und "Virtute the Cat Explains Her Departure" sind ganz und gar wunderbar, da kann man auch großzügig darüber hinwegsehen, dass "Elegy for Gump Worsley" irgendwie deplaziert wirkt und ich diesen Track eigentlich lieber skippen möchte und dass "Bigfoot! auch recht tranig ist, dafür sind dann aber die beiden darauffolgenden letzten Songs wieder sehr toll. Und auch "Bigfoot!" kann man morgens mal hören und einfach für recht schön und nicht weiter störend ( weitaus weniger störend als "Elegy" zumindest ) empfinden.
Alles in allem ist dieses Album wohl wieder sehr Weakerthans-typisch: John K. Samsons Texte machen das meiste aus und helfen auch einem mal über einen Track hinweg zu sehen, der musikalisch nicht umbedingt originell ist. Auf der anderen Seite machen sie die besonders guten Songs noch viel viel besser. John K. Samson schreibt so etwas wie kleine Kurzgeschichten und findet dabei manchmal Worte für etwas, dass man schon lange im Kopf hatte und nie auszudrücken wusste ( waaah, was für ein Satz, ich möchte mich übergeben...- nennt mich die Floskelkönigin... ).
Wieder mal ein Weakerthans-Album voller Textzeilen zum an-die-Wand-oder-an-den-Schrank-schreiben. Oder auch einfach zum Aufbauen und Gernhaben.
Just for the record: Das ist KEINE Rezension.
FallOutGirl - 23. Okt, 20:31
Just before our love got lost you said,
"I am as constant as a northern star."
And I said, "Constantly in the darkness..."
Haaach, wenn das mal nicht die größten Zeilen überhaupt sind! Naja, okay, zumindest gehören sie in die Kategorie der allertollsten Zeilen...
FallOutGirl - 25. Jul, 18:15
...klingen wie ein Pfund Butter beim Gitarrenunterricht.
FallOutGirl - 23. Jul, 19:30
Vorletzte Nacht hörte ich mir Tori Amos "From The Choirgirl Hotel" an. Dreimal hintereinander. Daraufhin beschloss ich, dass es mal an der Zeit wäre, hier eine kleine Liebeserklärung an die gute Dame fallenzulassen ( oder vielmehr an ihre Musik ). Nicht, dass sie jemals davon erfahren wird, aber es gibt ja auch genug richtige Tori-Fanatiker, die sie mit Zuneigung überhäufen.
Als ich 13 war, las ich das erste Mal etwas über Tori Amos. Es war eine Konzertreview im Musikexpress ( den ich mir aufgrund des Alanis Morissettes Artíkels gekauft hab ). Ihr Album "Strange Little Girls" war gerade erschienen und die Review zu diesem Album las ich daraufhin in einer meiner ersten Visions-Ausgaben ( in der 4 Ohren Rubrik, glaub ich ).
Eigentlich hatte ich Tori Amos daraufhin schon fast wieder vergessen, obwohl ich die Idee super fand, als Frau ein Album voller Coversongs von Männern aufzunehmen.
So stieß ich erst wieder auf Tori, als ich etwas später auf einem Flohmarkt umherirrte und bei einem CD-Stand hängenblieb. Dort kaufte ich das zweite Album von Alanis Morissette, ein Album von Heather Nova und..."Under The Pink" von Tori Amos. Durch Zufall blieb ich beim Durchwühlen der CDs an ihrem Namen hängen und kaufte mir dann "Under The Pink" weil ich Namen & Cover am ansprechendsten fand. Rabatt bekam ich übrigens auch noch von dem netten Verkäufer ( seine Worte waren "Bei so einem guten Geschmack..."...ha, das hab ich niiiieee vergessen! ).
Ehrlich gesagt schenkte ich dem Album nicht viel beachtung. "Yes Anastasia" fand ich ganz nett ( oder sagen wir so : Ich fand den Titel ganz nett ), "Cornflake Girl", von dem ich schonmal gelesen hatte, fand ich ganz witzig, aber das war's auch schon.
Toris und meine Wege kreuzten sich erst einige Monate später wieder: Ich kam von der Schule und sah beim Mittagessen fern, den Sender Onyx ( ich werde dich nie vergessen, Onyx ). Erstmal freute ich mich unglaublich über das "Save me"-Video von Aimee Mann. Und direkt danach lief "A Sorta Fairytale" von Tori Amos. Und das Video war das wohl schönste Video, das ich bis dato sehen durfte. Und dazu dieser wunderschöne Song! Ganz anders als der Kate Bush-esque Stil von "Under The Pink", eher eingängig und leicht ins Herz zu schließen. Also genau das, was ein 14jähriges Mädchen sich wünscht. Die CD "Scarlet's Walk" bekam ich kurz darauf zum Geburtstag geschenkt und war ziemlich begeistert von einigen Stücken. Trotzdem machte es noch nicht so wirklich "Klick!".
Ab hier verschwimmt zugegebenermaßen die Erinnerung an Toris und meine Geschichte. Seltsamerweise erinnere ich mich auch nicht mehr genau daran, wann, wie, warum und in welcher Reihenfolge ich mir die anderen Alben zulegte ( und das merke ich mir normalerweise bei allen meiner CDs ).
"Strange Little Girls" brachte mir meiner Mutter einmal mit ( die "Enjoy The Silence"-Coverversion fand ich soooo unheimlich toll ), "Boys For Pele" kaufte mir meine Oma, als wir gemeinsam bei Karstadt waren, "Little Earthquakes" kaufte ich mir auf einem Flohmarkt in Glückstadt - beim gleichen Verkäufer, bei dem ich schon "Under The Pink" kaufte...und "From The Choirgirl Hotel" kaufte ich, soweit ich mich erinnere, erst irgendwann vorletztes Jahr bei Saturn.
So, wann begann ich nun also, Tori Amos Musik zu lieben?
Ich glaube, das hat sich mit der Zeit erst entwickelt...ich bekam das "Scarlet's Walk" Notenbuch geschenkt und das Album wuchs mir dadurch ans Herz. Irgendwann nahm ich mir mal die Zeit, um "Boys For Pele" in Ruhe durchzuhören und stellte fest, dass da etwas passierte, dass ich nicht einordnen konnte und das mich irgendwie fesselte. Das spornte mich dann an, mich mit allen ihren Alben eingehender zu beschäftigen.
Mein Interesse an Tori Amos wuchs und schrumpfte auch wieder, erst war ich unheimlich begeistert von ihrer Musik, dass vergaß ich für einige Monate wieder völlig ihre Existenz.
Wann genau ich feststellte, dass ihre Musik unverzichtbar für mich ist, weiß ich nicht genau. Ehrlich gesagt war das wohl erst gegen Ende 2005. Ich verbreitete Toris Musik in meinem Bekanntenkreis und beschäftigte mich dadurch wieder eingehender mit ihr. Anfang 2006 hörte ich "Little Earthquakes" öfter und verliebte mich Hals über Kopf in "Winter" ( und zeitweise auch in einige andere Songs ). Während einer Zugfahrt hörte ich zum ersten Mal "From The Choirgirl Hotel" in ganzer Länge und war auch davon hin und weg.
Vermutlich habe ich einfach ein paar Jahre gebraucht um die Komplexität ihrer älteren Werke zu erfassen. Mittlerweile sind meine absoluten Lieblingsalben von ihr "Boys For Pele", ihr wohl experimentellstes Werk, und "From The Choirgirl Hotel", ihr dunkelstes Werk ( entstand nach ihren Fehlgeburten ). Das wäre mit 13 wohl nichts für mich gewesen...diese beiden Alben würde ich mittlerweile aber auch zu zwei der besten Alben überhaupt zählen, zumindest für mich.
Auch mit "American Doll Posse" hab ich nun fast meinen Frieden geschlossen, zumindest gibt es eine handvoll wunderbarer Songs auf diesem Album.
Alles in allem gibt es wohl kaum eine Musikerin, die das mit mir macht, was Tori mit mir macht. Danke Tori, dass du mir soviele Abende gerettet hast!
Außerdem gibt es von Tori soviel Material ( Bücher, Noten, Singles, Bootlegs...), dass einem als "Fan" nie langweilig wird und es immer etwas gibt, an dem man seine Konsumlust ausleben kann. Dafür natürlich auch nochmal danke, Frau Amos!
FallOutGirl - 18. Jul, 20:37
Abschiede sind ein Arschloch. Das muss man mal sagen.
Aber immerhin war das ein gelungener Abschied, Standing Ovations gibt's nun auch nicht so oft. An diesem Sonnerkonzert hatte auch wirklich jeder irgendwie Spaß. Selbst die verpatzten Stellen sind niemandem aufgefallen ( "Wie, das Klavier ist einmal ausgefallen?" ).
Immerhin muss ich jetzt nicht mehr "Wie wär's mit "Sally Gardens"?" fragen, ich kann es jetzt hören, wann ich will. Und die Schuhe werde ich garantiert noch des öfteren tragen ( wenn ich steppen könnte, könnte ich in ihnen steppen! ). Das Kleid eher nicht, außer ich schau mal beim WGT vorbei...
Der Abend resultierte nachts in einem sehr surrealistischen Traum, ich sollte ihn verfilmen, er hatte alles, was das Indie-Kino verlangt ( Matratzen, finstere Gassen, ein nackter Junge, eine dicke Chinesin ).
FallOutGirl - 12. Jul, 12:49
Soo, das diesjährige Hurricane Festival ist nun doch schon einige Zeit her, und es fällt auf: Keinen scheint es mehr zu interessieren!?! Vor kurzem mühte ich mich ab, ein "Ranking" der beim Hurricane gesehenen Bands zusammenzustellen und ein paar Worte dazu in ein Forum zu schreiben, aber eine Woche nach dem Festival scheint das Hurricane schon vergessen zu sein und viele Mernschen sind wohl auch schon mit den Vorbereitungen fürs nächste Festival beschäftigt.
Trotzdem werde ich hier noch ein paar Worte darüber fallen lassen, wohl eher für mich selbst, die meisten Leuten, die mich fragten, wie es denn so war, haben ja schon einen mehr oder minder ausführlichen Bericht erhalten.
Fangen wir mit den äußeren Umständen an : Schon am Donnerstag beim Zelteaufbauen ( bzw. aufbauen lassen... ) wurde das erste Paar Schuhe vom Schlamm unbrauchbar gemacht. Die halbe Stunde im Schlamm vor der Bänderausgabe war wohl zuviel. Und überhaupt: Alles war voller Matsch! In dem Gewühl vor mir stand ein junger Mann mit schlammverschmiertem Rucksack und Schlafsack auf dem Rücken, der mit dem Gepäck auf seinem Rücken scheinbar nicht umgehen konnte und mich damit mehrfach rammte, bis ich schließlich mindestens ebenso verdreckt war, wie er. Zum Glück konnte ich ja am nächsten Tag nochmal zuhause in Ruhe duschen und mir ein anderes Paar Schuhe mitnehmen.
Erwähnen sollte ich wohl noch, dass es ununterbrochen regnete, nur Sonntag kam die Sonne mal raus und bescherte mir einen kleinen Sonnenbrand. Das nächste Mal sollte ich auch lieber die 5€ teurere Zeltvariante mit Innenzelt wählen, da das so-called "Sommerzelt" ziemlich undicht war und sowohl wir als auch unsere Sachen auch im Zelt nicht vor dem Regen geschützt waren...aber hey, es war nicht so schlimm wie das Unwetter letztes Jahr! Im Prinzip war es wohl auch gut, dass sich die Sonne eher spärlich sehen ließ, denn im Sonnenschein stieg die Temperatur im Zelt in sekundenschnelle auf gefühlte 45°C.
Das Gelände und besonders der Bereich um das Coca Cola Zelt herum und der Bereich vor dem Wellenbrecher der blauen Bühne bestanden zu großen Teilen einfach nur noch aus Schlamm, der gelegentlich von feststeckenden Schuhen dekoriert war.
Soviel dazu, jetzt aber zum Wesentlichen eines Festivals - den auftretenden Bands.
Schon im Vorfeld war das Line-Up viel hübscher anzusehen, als das vom diesjährigen Rock am Ring Festival : Allgemein schienen die Bands eher an eine ältere Zielgruppe gerichtet, trotzdem wurde beachtet, dass für jeden was dabei war:
Für die Leute, die ein Festival als "Party-Wochenende" sehen gab es Bands wie z.B. Less Than Jake, La Vela Puerca, Dropkick Murphys - und natürlich Deichkind, zu denen es sich sicher gut im Schlamm tanzen lässt. Für die Freunde aufwändiger Bühnenshows war der Herr Manson da. Für die Hype-Mädchen gab es mit Brandon Boyd von Incubus, Brian Molko von Placebo und den Jungs von Sugarplum Fairy was zum Anschauen, für die Jungs gabs dafür im Gegenzug Maja Ivarsson von The Sounds und Juliette Lewis.
Und so weiter...
Freitag war ein sehr entspannter Tag, was das Anschauen von Bands betrifft, so ging es erst am späten Abend auf zum Zelt um Johnossi und The Blood Brothers zu sehen.
Erstere scheinen sich ( vielleicht durch die Tour mit Mando Diao ) schon einen gewissen Hype-Status erspielt zu haben, wenige Bands wurden an diesem Wochenende so gefeiert wie Johnossi, dennoch fand ich deren Musik eher langweilig. Typische Indiehorst-Tanzveranstaltungs-Musik, soll heißen: Einen Song von ihnen kann man gerne mal in der Indie-Disco hören bzw. zu ihm tanzen, aber mehr muss nicht sein. Und zum Zuhause-hören wohl auch nicht sooo geeignet. Die Blood Brothers hab ich ja nun im Februar schon im Hamburg live erleben dürfen, wie im Februar war das ein guter Auftritt - aber auch nicht mehr. Natürlich macht es Spaß, dieser Band zuzuhören und auch zuzusehen, aber an irgendwas scheint es zu fehlen, vielleicht zünden die neueren Sachen live einfach nicht so.
Samstag gab es nun schon mehr Bands, auf die ich mich freute. Los ging es gegen Mittag mit den Fotos, die ich auch vor einigen Monaten schonmal gesehen hatte. Die Setlist hatte sich auch kaum verändert, das Publikum war diesmal aber angenehmer. Wieder ein guter Auftritt, Fotos machen live einfach noch ein bisschen mehr Spaß als auf CD. Zum Abschluss gab es auch wieder das "Remmidemmi"-Cover.
Dann ging es erst gegen Nachmittag weiter mit der nächsten Band: Mogwai. Leider standen vor uns drei Manson-Fans die an keiner der vorher spielenden Bands Interesse zu haben schienen ( bis auf Bloc Party ). Schön und gut, aber deswegen muss man doch nicht ununterbrochen reden? In so einer Lautstärke? Am schlimmsten war ein Mädchen dieser Gruppe, die einfach mal so vor die Bühne pinkelte und während des Mogwai-Auftritts "Langweilig!" dazwischengröhlte.
Mogwai hätten nun wohl auch besser ins Abendprogramm gepasst, dennoch fand ich den Auftritt sehr schön, besonders aber gegen Ende hin wurd es ziemlich toll, da schaffte man es dann auch mal die nervige Menschen vor einem auszublenden.
Arcade Fire sollten nun gleich im Anschluss spielen, leider wurde der Auftritt auf 45 Minuten verkürzt. Zu Arcade Fire sei im Vorfelde noch gesagt, dass ich sie immer mit nannte, wenn man mich fragte, auf welche Bands ich mich denn besonders freue. Ihr erstes Album "Funeral" hab ich lange nicht richtig beachtet oder intensiv gehört, erst in der Zeit, in der ich für meine mündliche Prüfung lernen musste, hab ich es ziemlich oft gehört und musste feststellen, dass es nicht nur um Klassen besser ist als das zweite Album "Neon Bible" sondern auch besser, als die meisten anderen Alben überhaupt. Wobei ich sagen muss, dass ich mir "Neon Bible" auch irgendwie schön gehört habe, es sind doch einige wunderbare Songs drauf, nur leider fallen einige Songs dazwischen ziemlich ab.
Arcade Fire schaffen auf der Bühne etwas, das wohl keine andere Band kann. Da ist ein Haufen Menschen auf der Bühne und jeder einzelne legt soviel in jeden Song, als ob sie um ihr Leben spielen würden. Wenn ich da lese, dass jemand diesen Auftritt "Belanglos" fand, dann ist das schon mehr als verwunderlich ( das ist noch ziemlich schwach ausgedrückt, aber ich will ja niemanden beleidigen ).
Am ehesten ist dieses Zusammenspiel auf der Bühne vielleicht noch vergleichbar mit den Decemberists...und trotzdem ist das, was Arcade Fire da machen, doch wieder was ganz anderes, größeres.
Danach wurde dann die Bühne gewechselt und Modest Mouse begannen genau zum richtigen Zeitpunkt ihren Auftritt. Einen Auftritt, der mich irgendwie nicht so erreicht hat. Trotz der markanten Stimme und der vielen Instrumente überzeugte mich der Auftritt nicht so wirklich, er wirkte irgendwie gelangweilt und eher das Gegenteil von ambitioniert. Keinesfalls schlecht gespielt, aber mehr auch nicht.
Um einen Platz in den vorderen Reihen für Bright Eyes zu ergattern stellten wir uns schon zu den Manic Street Preachers vor den ersten Wellenbrecher. Zu dieser Band möchte ich gar nicht viel sagen, außer, dass sie mir nun gar nicht gefielen und ich damit schon mit dieser Band abgeschlossen habe.
Bright Eyes waren da schon ganz anders. Leider kenne ich das neue Album nicht und somit waren mir aus dem Set ganze zwei Songs bekannt...schade, aber da kann der Conor ja nichts für. Der trat ganz in weiß mit Band auf und legte einen schönen Auftritt hin. Gehörte nun nicht umbedingt zu meinen Lieblingen des Festivals, aber Bright Eyes bescherten trotzdem einige tolle Momente.
Bei Interpol war ich nicht nur schon sehr müde sondern auch schon ziemlich durchgefroren, was dazu führte, dass meine Aufmerksamkeit gegen Ende ziemlich nachließ. Trotzdem gefiel mir der Auftritt sehr, auch wenn viele Menschen eher das genaue Gegenteil behaupten würden. Interpol scheinen einfach keine wirklich schlechten Songs zu haben. Im Gegenzug dazu haben sie dafür einige Songs, die man schon fast als "Übersongs" bezeichnen möchte. Man sollte wohl auch nicht mit falschen Erwartungen an einen Interpol-Auftritt herangehen, man kann nicht erwarten, dass zu "Leif Erikson" Instrumente zerstört werden oder eine Kamera eingetreten wird...
Interpol werd ich mir dann wohl auch, wenn es möglich ist, im November in Hamburg nochmal ansehen, das haben sie verdient.
Für Interpol haben wir dann leider Aereogramme verpasst, deren Auftritt ziemlich großartig gewesen sein soll - daran zweifel ich nun wirklich nicht.
Sonntag war dann wieder eher entspannt.
Gegen Mittag wurden in der Sonne Isis bewundert, von denen ich nun kaum was kannte, aber ich glaube jeder Mensch, der nur einmal in seinem Leben ein Instrument in der Hand hielt, kann, wenn er Isis so auf der Bühne sieht, nur staunend den Kopf schütteln und sich wundern, wie man sowas zustande bringen kann. Trotz des seltsamen Platzes im Timetable ( zwischen Howling Bells und Sugarplum Fairy, zur Mittagszeit ) ein wunderbarer Einstieg in den Tag!
Weitergehen sollte es erst wieder gegen Nachmittag, in der Zwischenzeit wurden also Sachen zusammengepackt u.ä. und dann wanderten wir wieder zur grünen Bühne und sahen noch etwa ~25 Minuten des Auftrittes von Porcupine Tree ( nicht so meins ).
Die Kings of Leon im Anschluss waren aber auch nicht so meins. Sicher auch wieder einige tanzbare "Hits" dabei, die mir aber einfach nicht zusagen wollten.
Danach kam für uns dann die letzte Band des Tages - Sonic Youth. Hier wurde es ziemlich ziemlich voll, aber ein großer Teil der Leute war schon wegen der folgenden Band - Placebo - vor dem Wellenbrecher, man konnte sie meistens leicht erkennen, entweder an dem einen oder anderen auffällig angebrachten Placebo-Button oder an ihrem Geschlecht.
Was ich an Sonic Youth so schätze ist, dass ihre Songs anfangs auf einen flüchtigen Hörer klingen wie das vertonte Chaos, hört man jedoch näher hin bemerkt man den absolut durchstrukturierten Aufbau jedes Songs, natürlich wird hier und da effekhaschender Lärm eingebaut, aber dennoch sind die Songs kompliziert und durchdacht konstruiert ( am ähnlichsten vielleicht noch mit dem Genre Klassik vergleichbar ). Im Gegensatz zu den meisten Bands, die ihre Songs streng durchstrukturieren, klingt es bei Sonic Youth eben nicht danach.
An dieser Stelle ein Zitat aus einem Roman von Ann Brashares: "Auf Lena wirkte dieser Song wie eine Eins in einem Test, eine gelöste Matheaufgabe, ein säuberlich ausgefülltes Formular. Aber nach Musik hörte sich das für sie nicht an. Sie zog gebrochenere Farben vor. ( es geht um einen Song von Paul Simon ). Und eben das passiert bei Sonic Youth nicht, sie können beides - konstruieren und wieder einreißen.
Mal abgesehen davon, macht es einfach Spaß ihnen auf der Bühne zuzusehen ( und natürlich zuzuhören...auch wenn ich kaum was aus dem Set kannte ). Haufenweise Gitarren und eine Band, die immernoch Spaß an dem hat, was sie tut.
Damit hatte das wunderbare Festivalwochenende auch schon einen unheimlich tollen Abschluss gefunden.
Ab jetzt aber nie wieder Festivals ohne Gummistiefel.
FallOutGirl - 8. Jul, 16:46