Dienstag, 23. Oktober 2007

Zugfahrttagebuch - Part 1

Seit kurzer Zeit fahre ich jeden Morgen, so gegen halb 8, etwa 45 Minuten mit den Zug. Wie vertreibt man sich also um diese Uhrzeit am besten die Zeit?
Viel Möglichkeiten hat man ja nicht. Ich beschränke mich auch meist auf eine Sache: Musik hören.
Da gibt es ja nun auch mehrere Möglichkeiten, gelegentlich, wenn ich auf Abwechslung aus bin, nehme ich meinen Mp3-Player, da kann ich dann Songs von Tori Amos, Sean Paul, Selig und Tokio Hotel hintereinander hören, wenn mir danach ist.
Meist nehm ich aber einen tragbaren CD-Player mit und entscheide mich für nur ein Album. Denn die Zugfahrtszeit ist ideal, um ältere, lange nicht gehörte oder überhaupt selten gehörte, Alben neu zu entdecken oder sich in neue Alben noch ein bisschen mehr reinzuhören.
Es sei jedem davon abgeraten, einen neu erworbenen Tonträger auf einer morgendliche Zugfahrt ( besonders in einer Regionalbahn! ) zum ersten Man zu hören, denn da ist man
1. meist viel zu müde
und 2. wird man da eh fast immer durch laute Ansagen oder einen Schaffner, der den Fahrschein sehen will, gestört.

Also entscheide ich mich meistens für neuere Alben, die ich noch nicht allzu häufig gehört habe. Heute hatte ich die Ehre eine Zugfahrt hiermit zu verbringen:

The Weakerthans - Reunion Tour

Allerdings hatte ich auch heute das Glück durch besonders viele und penetrant laute Durchsagen gestört zu werden. Aber glücklicherweise hatte ich das Album am Vorabend eh schon einmal gehört...
Gegen die Weakerthans ist natürlich nichts auszusetzen. Ganz und gar nicht. Ob es ideale Zugfahrtmusik ist, kann ich nicht wirklich sagen. Ich mag diese Band zu sehr, als dass ich darüber wirklich neutral urteilen könnte ( Fakt ist allerdings, dass es von der Länge her genau in die Zugfahrtzeit passt ).
Für diese Urzeit ist das Album allerdings ideal: Es ist weder zu träge, als dass man dabei noch schläfriger wird, noch ist es so laut und aufgeregt, dass man unsanft wachgerüttelt wird.
Insgesamt ist das wieder ein sehr schönes Album geworden - es ist kein zweites "Reconstruction Site", soviel steht fest, aber Songs wie "Civil Twilight" und "Virtute the Cat Explains Her Departure" sind ganz und gar wunderbar, da kann man auch großzügig darüber hinwegsehen, dass "Elegy for Gump Worsley" irgendwie deplaziert wirkt und ich diesen Track eigentlich lieber skippen möchte und dass "Bigfoot! auch recht tranig ist, dafür sind dann aber die beiden darauffolgenden letzten Songs wieder sehr toll. Und auch "Bigfoot!" kann man morgens mal hören und einfach für recht schön und nicht weiter störend ( weitaus weniger störend als "Elegy" zumindest ) empfinden.
Alles in allem ist dieses Album wohl wieder sehr Weakerthans-typisch: John K. Samsons Texte machen das meiste aus und helfen auch einem mal über einen Track hinweg zu sehen, der musikalisch nicht umbedingt originell ist. Auf der anderen Seite machen sie die besonders guten Songs noch viel viel besser. John K. Samson schreibt so etwas wie kleine Kurzgeschichten und findet dabei manchmal Worte für etwas, dass man schon lange im Kopf hatte und nie auszudrücken wusste ( waaah, was für ein Satz, ich möchte mich übergeben...- nennt mich die Floskelkönigin... ).
Wieder mal ein Weakerthans-Album voller Textzeilen zum an-die-Wand-oder-an-den-Schrank-schreiben. Oder auch einfach zum Aufbauen und Gernhaben.

Just for the record: Das ist KEINE Rezension.
sutereo - 25. Okt, 16:52

Schöne Rezension ;)

Ich würde Hymn of the Medical Oddity auch noch zu den schwächeren Weakerthans-Songs zählen. Ich dachte er 'wächst' (sorry) noch, so wie doch einiges auf der letzten Shins, aber ich finde den Song nur seltsam. Ja, ganz und gar seltsam, so gleichförmig. Und er hat das Pech zwischen zwei sehr guten Songs zu sitzen, wodurch er noch langweiliger erscheint. Vielleicht verstärkt er damit aber auch die Wirkung von Relative Surplus Value. Dieses Lied bringt mich dann wiederum auf nen andern Punkt, und zwar die Texte...

Hätte ich nicht den Visions-Artikel gelesen, so hätte ich viele Texte hier entweder erst nach einer Recherche oder auch garnicht verstanden. Die Vorgänger haben einen irgendwie ausführlicher in die Geschichten eingeführt, oder von allgemeiner scheinenden Themen gesprochen. Bei Reunion Tour (dem Album) finde ich es schwieriger, tatsächlich einzelne Zeilen herauszunehmen und für sich strahlen zu lassen. Sun in an Empty Room und Night Windows funktionieren natürlich auch ohne dass man die Bilder gesehen hat und Virtute ist Virtute, aber das Curlingsetting von Tournament of Hearts (inkl. Anspielungen wie "doodle circles within circles") oder überhaupt der Sinn des kryptischen Hymn... erschließen sich nicht ohne weiteres.

FallOutGirl - 26. Okt, 20:20

...

Danke für die Ergänzungen ^^ Nachdem schon soviele Leute von einem eher enttäuschenden Album sprachen bin ich schon positiv überrascht, auch wenn ich mittlerweile glaube, dass es eindeutig den höchsten Abnutzungsgrad aller Weakerthans-Alben hat ( jetzt mal abgesehen von "Fallow", das kann ich nicht beurteilen ).
Dafür gibt es wohl mehrere Gründe, zum einen eben das Problem, das einige Texte eben von einer existenten Person handeln und man ja doch irgendwie manchmal das Bedürfnis hat, sich einen Song zu eigen ( ich wollte nichts mit "identifizieren" schreiben ) zu machen...das geht so natürlich schlecht, ich hab kein Video von Bigfoot gedreht und ein "queer experiment" sind wohl auch eher die wenigsten...( und von Curling hab ich keine Ahnung! ). Man könnte natürlich ein paar Zeilen aus dem Kontext reißen, ist aber auch eher schwer.
Zum anderen wäre wohl noch ein Grund, dass es auf diesem Album wohl die meisten "schwächeren" Weakerthans-Songs gibt...wie eben "Elegy", "Bigfoot!" und eben auch"Hymn" ( mit dem Song haben die es auch in der Vision, einmal nennen sie ihn "Ode of the Medical Oddity", ein anderes Mal "Hymn to the Medical Oddity" ).
Überhaupt ist es diesmal immer besser, wenn man beim Hören das Booklet in greifbarer Nähe hat.

sarahs1987 - 28. Okt, 15:26

Ach ja, das morgendliche Musikhören auf dem Arbeitsweg - eine Sache, die ich sehr liebe! :) Allerdings bin ich da offensichtlich weitaus weniger experimentierfreudig als du, bei mir sind es eigentlich immer die gleichen Lieder, die ich mir anhör, zum Wachwerden.
In letzter Zeit greife ich auch immer öfter zum guten alten Discman, weil es mein MP3-Player, wie du ja weißt, bedauerlicherweise auf mich abgesehen hat, haha.
Die Ansagen finde ich eigentlich weniger störend, aber ich glaube im Bus sind die auch dezenter, als in der Regionalbahn.

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