Donnerstag, 2. April 2009

Top 10, Teil 2

Ja, ich weiß - der heiß erwartete Teil 2. Die unglaubliche Spannung hat hoffentlich niemandem eine schlaflose Nacht bereitet.

idlewild - 100 Broken Windows
Eines der wenigen Alben nach "The Guest", bei dem ich sofort dieses "Lieblingsalbum"-Gefühl hatte. Nach dem eher "roheren" Album "Hope Is Important" scheinen idlewild die Punkelemente früherer Songs mal dagelassen zu haben, wo sie hingehören (in den 70ern? Kleiner Scherz...).
Dieses Album spielt mit simplen kleinen Musiker- und Aufnahmetricks, die einen, wenn man nicht genau probiert, das Album ganz genau in Einzelteile zu erlegen, immer wieder begeistern können (nach und nach Einsatz mehrerer Instrumente, Stimmen werden übereinander gelegt, ein leises Keyboardklimpern, gaaanz weit in den Hintergrund gemischt...).
Dazu Texte, die man verstehen kann, aber nicht muss. Die man in mehrere deuten könnte, auch wenn die einem manchmal ganz eindeutig erscheinend. Schnelle Songs mit einer gewissen Energie und Leidenschaft, wenn auch ohne die alten etwas noisigen Parts. Langsamere Songs, die sich vor zuviel Kitsch retten können und trotzdem berühren. Songs wie "Idea track" und "Let me sleep" die man sofort als seine Lieblingssongs bezeichnen möchte.
Was fürs Herz! Ohne den Frauenzeitschriften-Hype zu fürchten.

Zum Weiterhören: Kenne sonst nur "Hope is important", das, wie gesagt, etwas ruppiger klingt, aber auch gut ist. Das Nachfolgealbum "The Remote Part" soll auch noch empfehlenswert sein.

Wilco - Yankee Hotel Foxtrot
Was haben dieses Album und ich doch nicht alles erlebt!
Nun, über dieses Album stolperte ich, als der Musikexpress es zum Album des Jahres 2002 wählte. Ich lud mir also einen Song davon runter, um mal reinzuhören (Anmerkung: So hab ich früher, als MySpace noch nicht in aller Munde war, immer in Alben reingehört - ein, zwei Songs runtergeladen, bei Interesse nochmal bei Saturn reingehört, bei Gefallen gekauft, MP3s gelöscht). Es war "War on War", was mir...nun, im Vorfeld vielleicht einen falschen Eindruck von dem Album vermittelte? Ich fand's zumindest nett.
Beim Urlaub bei einer Freundin im folgenden Jahr fand ich die CD also im Angebot bei Saturn und kaufte sie. Wir hörten sie einmal zusammen durch (ich glaube, sie fand es nicht so toll, und nannte es "country-mäßig"...hihi). Ich fand sie gut, aber wenn man zu zweit das erste Mal ein Album hört und dabei nicht umbedingt einfach nur konzentriert hört (man kennt das ja, zu zweit ist man ja doch irgendwie oft abgelenkt, wenn man nicht gerade mit weiteren Musik-Nerds im Raum sitzt, die ebenso gespannt lauschen wollen, wie man selbst), kann man sich schlecht ein richtiges Urteil bilden. Zumindest blieb mir nur "War on War" im Ohr. Das kannte ich ja schon.
Dann ereignete sich ein tragisches Ereignis: Durch widrige Umstände...ging die CD kaputt. Und ich ärgerte mich natürlich ziemlich und war so verärgert, dass ich sie nicht neu kaufen wollte. Stattdessen tröstete ich mich im folgenden Jahr mit Wilcos "Summerteeth"- Album. Das ich auch sehr mochte. Trotz der mysteriösen doppelten Tracks auf dem Album.
Einige Zeit später hatte ich das Glück, von meinem späteren Lieblingsmann die "Yankee Hotel Foxtrot" zu Weihnachten geschenkt zu bekommen. Somit hatte sich mein Problem von selbst gelöst. Und ich kann stolz behaupten, beide Versionen des Covers zu besitzen, mal in meinem Besitz gehabt zu haben (blau und beige...ich hätte die Papphülle in beige aufbewahren sollen, zum Wechseln, nach Stimmung...ach, ich mag beige eh nicht so).
Und natürlich gefiel sie mir wieder, ja. Aber auch hier dauerte es ein paar Hördurchgänge, bis mir auffiel, wie schön dieses Album wirklich ist.
Ja, dieses Album ist einfach schön. Aber nicht einfach...im Sinne von einfach. Dummerweise habe ich keine Worte mehr für dieses Album, denn über etwas Perfektes lässt sich nur schwer schreiben. Am besten einfach selber hören.
Nur noch eines: Warum hat plattentests.de damals eigentlich keine 10/10 gezückt? Oder zumindest 'ne 9...

Zum Weiterhören: "A Ghost Is Born", die mag ich danach am liebsten und ist nicht sooo weit entfernt, wie es die ganz frühen Werke Wilcos oder die neueren sind...die "Summerteeth" ist auch gut, "Via Chicago" ist live göttlich. Aber sie enthält auch einen der wohl schlimmsten Songs von Wilco. Wirkt im Allgemeinen wie ein etwas unbeholfener Versuch, langsam in Richtung "Yankee Hotel Foxtrot" zu marschieren.

Patti Smith - Horses
Dieses Album weilt nun leider noch nicht solange in meinem Besitz und ist daher wohl das "jüngste" Album meiner Sammlung, das hier genannt wird, obgleich es doch eigentlich das älteste Album dieser Top 10 ist...
Schon beim ersten Hören ahnte ich, das dieses Album sich sicher bald auf so einer Liste wiederfinden würde, auch wenn es total Klischee ist...denn welcher Indie-Horst setzt Patti nicht auf seine Top 5 oder 10 oder 50 Liste?
Auch wenn das Album nun mittlerweile über 30 Jahre alt ist, kann man sich vorstellen, was diese Energie dieses Albums, die teilweise wirren, erzählenden und auch brutalen Texte einer Lyrikerin und die einzigartige Stimme Pattis (die sehr zu ihrem damals androgynem Auftreten passt) damals in der Musikwelt ausgelöst hat.
Wenn man sich schon ein bisschen durch die Musikgeschichte der letzten Jahre gehört hat, fällt einem natürlich sofort auf, wer sich denn alles von Patti hat inspirieren lassen.
Auch in dem sehr empfehlenswerten Film "Als das Meer verschwand" / "In My Father's Den" von Brad McGann aus dem Jahre 2004 tauchen dieses Album und zwei der hervorstechendsten Songs des Albums ("Free Money" und natürlich "Land", das oft auch "Horses" genannt wird und synonym mit dem Album betrachtet wird) immer wieder auf. Sie waren der Soundtrack einer Jugend, einer jungen Beziehung. Und sind mit vielen Erinnerungen verknüpft. Patti Smith hatte einen besonderen Stellenwert im Leben dieser Menschen, sie hat etwas bestimmtes ausgelöst.
Auch ich gestehe, dass ich mich vor Pattis oftmals erwähnter phänomenalen Anziehungskraft nicht wehren konnte. Ja, sie löst etwas in einem aus. Ohne viel über sie zu wissen, faszinierte mich diese Frau und ihre Musik, obwohl ihre Band doch nur drei Akkorde beherrschte. Ich wollte sofort alles über sie wissen, ihre Geschichte erfahren, wissen, woher sie die Inspiration nahm, ein Album zu schreiben, das bis heute vermutlich die Inspiration für hunderte von jungen Bands ist.
Und nachdem ich mich zu Teilen durch ihre Biographie gearbeitet habe kann ich sagen - ja, das alles ist interessant und spannend, wenn auch nicht umbedingt Pattis Lebensweg an sich. Das schöne an der Sache ist, das Patti einen irgendwie dazu auffordert, sich weiterzubilden. Sie ist inspiriert von sovielen Lyrikern, Schriftstellern, Schauspielern, Musikern...dass man sich auch mit deren Werk beschäftigen möchte. Nick Hornby beschrieb ein Konzert von Patti einmal ähnlich, dass sie einen dazu auffordert, sich zu "bilden". Und nicht mit Scheuklappen durch die Welt zu laufen.
Abschließend ein Zitat aus "In My Father's Den":
[Zwei der Protagonisten, Paul und Celia, hören Pattis "Horses"]
Celia: "Mum wanted to sing like this?"
Paul: "Your mother wanted to be Patti Smith"

Zum Weiterhören: Die Nachfolgeplatte "Radio Ethiopia". War zwar ein kommerzieller Flop, ist aber sehr gut. Besonders "Radio Ethiopia"/"Abyssinia", beide Tracks live eingespielt (sind aber eigentlich eher irgendwie ein Track) ist ziemlich toll und beeinflusste offensichtlich unzählige Bands wie Hole und auch Sonic Youth, zumindest bestätigte Lee Ranaldo das. Aber erstmal "Horses" sacken lassen.


Fortsetzung folgt...just four to go!

Mittwoch, 1. April 2009

Haben Top 10 Listen eigentlichen irgendeinen Anspruch auf Ewigkeit?

Fragt: Besorgtes Mädchen, 21, Norddeutschland.

Nun, in diesem Falle machte sich das Mädchen (=ich) also Sorgen um die Top 10 zum Thema "allerliebste Lieblingsalben".
Gibt es ewige Lieblingsalben? Vermutlich ja.
Wird eine Top 10 Liste der Lieblingsalben für die Ewigkeit halten? Vermutlich nicht?
Und was ist mit Top 5 Listen? Doofe Frage.

Ich glaube, es gibt so ein paar wenige Alben von denen ich jetzt schon behaupten kann, sie werden zu meinen ewigen Lieblingsalben gehören. Einige sicher auf ewig in meiner Top 10 oder 5, einige vielleicht etwas weiter abgerutscht. Aber noch immer da.
Vor kurzem entdeckte ich in einem Online-Forum eine alte Top 5 Liste meiner Lieblingsalben ever. Ungefähr sechs Jahre alt, schätze ich? Da musste ich sie natürlich gleich mal erneuern und erweitern. Und hier niederschreiben. Gehört ja auch zum guten Ton für jeden Blog.
Here we go. Ohne Ranking.

Phantom Planet - The Guest
Da hat wohl niemand etwas anderes erwartet. Hab ich gekauft als ich 14 war. Und vermutlich war "The Guest" sowas wie meine erste große Liebe.
Nick Hornby sagte mal, dass man mit guten und geliebten Songs und Alben eigentliche keine Erinnerungen verknüpft, erinnern sie einen nach so häufigem Hören doch am meisten an den Song/das Album an sich.
Bei diesem Album drängt sich mir schon die Erinnerung auf, wie ich auf Klassenfahrt mit 14 in meinem Bett lag und das Album per Kopfhörer hörte. Eines der ersten Male. Es war unheimlich warm im Zimmer.
Nun, ich habe mich Hals über Kopf in dieses Album verliebt und das hält auch bis heute an, auch wenn ich es nicht mehr so oft höre wie damals. Es steht irgendwie für alles Gute, was mir je passiert ist und es ist von vorne bis hinten toll. So.

Zum Weiterhören: Das erste Album "...is missing" kommt diesem wohl am nächsten, ist nur noch nicht ganz so ausgereift. Das aktuelle Album "Raise the dead" ist auch gut, aber gefällt einem wohl nur besonders gut, wenn man "The Guest" noch nicht kennt.

Kettcar - Du und wieviel von deinen Freunden
Und ich frage mich: Waaa-rum? Ehrlich gesagt hör ich es kaum noch. Es hat mich nach den ersten Hördurchgängen damals, so mit 16, auch nie explosionsartig umgeworfen. Es gefiel mir sehr sehr gut, ja. Aber es konnte mir nicht richtig ans Herz wachsen.
Das ist dann erst passiert, als ich Kettcar das erste Mal live gesehen hab. Das hat die Lawine irgendwie losgetreten.
In dem gleichen Jahr habe ich sie noch drei weitere Male live gesehen und auf einmal machte es "Click" und auch das Album erschloss sich mir auf einmal. Da fand man auf einmal zwischen dem befindlichkeitsfixiertem Deutsch-Rock (aber at its best!) Zeilen, die einem aus der Seele sprachen oder einen noch jahrelang begleiten würden.
Noch immer eine meiner liebsten Livebands, aber auch ihre Alben möchte ich nicht missen. Ich fühl mich einfach wohl, wenn ich weiß, dieses Album irgendwo in meiner Nähe zu haben.

Zum Weiterhören: Beide Nachfolgealben sind nicht schlecht, ich mag "Sylt" aber ein bisschen lieber. Ansonsten: Tomte (haha!)

Tori Amos - Boys for Pele
Diese Frau begleitet mich nun seit ich 13 bin. Meine Geschichte mit Tori hab ich hier schon einmal niedergeschrieben, also verlier ich dazu keine großen Worte mehr.
Ich glaube, jeder Mensch, der auch nur eine Klavierstunde in seinem Leben hatte, bekommt bei Tori Amos Herzrasen. Frau Amos hat viele gute Alben aufgenommen, warum nun gerade dieses?
Dieses Album ist, wie später herauskam, in einer Zeit aufgenommen worden, in der Tori Amos zwei Fehlgeburten zu verarbeiten hatte. Schon ihr erstes Album verarbeitete mit ihrer Vergewaltigung die nicht so rosigen Kapitel ihres Lebens (furchtbarer Satz, oder? Dieses "verarbeiten" klingt immer nach so "Sarah Conner verarbeitet in 'Sexy as Hell' die Trennung von Ehemann Marc'-mäßig...ich wisst schon, was ich meine).
Gerade solche Schicksalsschläge scheinen in einigen Musikern ein unglaubliches Maß an Kreativität herauszuholen, dass es schon fast pervers ist. "Boys for Pele" ist ein Meisterwerk, keine Frage. Es ist eines der eher düsteren, schwerer zugänglichen Alben von Tori Amos. Und wer sonst macht aus einem eher unbeschwert klingendem Songtitel wie "Doughnut Song" etwas so Trauriges?
Und: "We both know it was a Girl / back in Bethlehem".

Zum Weiterhören: "From the Choirgirl Hotel", entstanden nach Tori Amos' zweiter Fehlgeburt. Etwas elektronischer, fast genauso gut.

Fortsetzung folgt. Jetzt stürzt erstmal mein PC ab.

Samstag, 7. März 2009

Einmal um die Welt in wenigen Sekunden

Oder auch: Der Schnelldurchlauf.

Wenn man in kurzer Zeit relativ viele Tonträger kauft (wegen Sonderangeboten, wegen "Oh mein Gott, ich brauch dieses Album JETZT!", wegen spontaner Verliebtheit in eine Band/einen Musiker...), kann es schnell passieren, dass dabei ein eigentlich gutes Album auf der Strecke bleibt. Es wird einmal gehört, mehr oder minder aufmerksam, dann vielleicht noch ein zweites Mal. Dann widmet man sich den anderen neuen Alben zu. Wo soll man aufhören, anfangen, weitermachen?

Deshalb hier ein paar Worte zu einigen Alben, denen ich bereits mehr Zeit gewidmet habe.

Shugo Tokumaru - Exit
Shugo Tokumaru wird gerne als 'Multi-Instrumentalist' bezeichnet. Und ja, er mag sie definitiv. Instrumente in allen Formen und Farben, sei es Gitarre, Ukulele, Melodica oder Teremin.
"Exit" ist sein drittes Album und das erste, welches ich von ihm hören durfte.
Was er auf diesem Album schafft ist in erster Linie Songwriter-Pop. Nun wäre ich bei Songwriter-Pop aus Japan in erster Linie skeptisch. Der werte Shugo scheint da ähnlich zu denken, schließlich verpackt er seinen unschuldigen Songwriter-Pop in vielen Schichten aus Folk, Electronica und haufenweise Instrumente (womit wir wieder beim Thema "Wrapping Culture" wären -dingdingding).
In einer sehr netten Review dieses Album bei jrawk.com sprach der Autor davon, dass man von all diesen Instrumenten schnell überfordert sein kann. Meines Erachtens passt es jedoch in den wunderbar überschwänglichen Stil, den Shugo Tokumaru selbst den ruhigeren Stücken des Albums irgendwie aufdrückt.
Klar, würde man probieren, all die Schichten unter denen der Pop versteckt wird aufzudröseln, kann das anstrengend enden und wird nerven. Aber vielleicht will man das alles ja auch einfach mal als ganzes hinnehmen und genießen.
Vorallem bei ersten Track (und der ersten Single) "Parachute" passiert gleichzeitig soviel und doch bekommt man den Eindruck, es wäre einfach 'nur' ein perfekter quirky Popsong...für mich war dieser Song zumindest ein einschlägiger Grund, das Album zu kaufen. Wer diesen Song hört und davon keine gute Laune bekommt ist wirklich eine harte Nuss - es sei denn betreffende Person findet den Instrument-Overkill einfach nur anstrengend.
Zudem befinden sich auf diesem Album - natürlich - auch zwei reine Instrumentalstücke, wobei der fehlende Gesang hier kaum auffällt, da sich die Stücke nahtlos in den Rest des Albums einfügen.

Feist - The Reminder
Wie lange habe ich mich doch dagegen gewehrt diese Dame gut zu finden. Schließlich findet alle Welt sie gut...die Indie-Szene, Jazz-Fans, Brigitte-Leserinnen. Ihre Songs werden in Werbespots genutzt und laufen gerne in Supermärkten, in Friseursalons und bei New Yorker.
Wenn man möchte, kann man allerhand Gründe finden, einen großen Bogen um Leslie Feist zu machen.
Ihr Album "Let it die" von 2004 war mir bekannt und ich fand es eigentlich nur langweilig (mit Ausnahme von "Mushaboom" und "One evening" versteht sich, das sind so die Songs die von Musikredakteuren gerne als "unwiderstehlich" bezeichnet werden - und sie haben hierbei vollkommen recht), trotz der bemerkenswert angenehmen und schönen Stimme.
Zugegeben, auch bei "The Reminder" waren die ersten beiden Singles mehr als gut gewählt - es waren die typischen Songs, gegen die sich niemand wehren konnte (ging bei "1234" auch schlecht...).
Einen besonderen Anlass, mir schließlich doch das Album zu kaufen gab es nicht. Ich hatte Lust auf Frauenmusik, auf die beiden Singles und der Preis war unverschämt niedrig. Also, warum nicht?
Und jetzt, einige Wochen später muss ich gestehen: Ich bin positiv überrascht.
Warum? Das Album platzt nicht vor Innovation, es ist überproduziert bzw. seltsam produziert(zumindest klingt die Stimme über meine Kopfhörer sehr gedämpft und die Instrumente oft viel zu laut), und wenn man die Hoffnung auf ein verstecktes Broken Social Scene-Album gehabt hat, wird man auch enttäuscht (wobei ich finde "Past in present" hätte sich wunderbar auf einem Broken Social Scene-Album gemacht).
Es ist ganz einfach: Dieses Album tut einfach gut.
Man kann dabei laut mitsingen, man kann es laut und per Kopfhörer hören, man kann es nebenbei hören aber auch konzentriert hören...
Selbst an das mich zu Anfang unheimlich nervende "I feel it all" hab ich mich gewöhnt (aber ich skippe es trotzdem gerne...) und auch an die Produktion.
Es ist ein schönes Popalbum mit gelegentlichen Ausreißern nach oben, gerade wenn es ein bisschen in Richtung Broken Social Scene geht oder ein Song mal ein bisschen aus dem Rahmen fällt (wie "Sealion"). Und warum sollte schlicht schön nicht auch einfach mal gut bedeuten?

ClickClickDecker - Den Umständen entsprechend
Einer meiner liebsten deutschen 'Songwriter' hat nun also ein Bandalbum aufgenommen. Zudem scheint er auch textlich gesehen mal mehr auf den Punkt zu kommen als früher. Und sein gelegentliches (aber dezentes) Elektrogefrickel lässt er auch nicht sein.
Und, wie finden wir das? Also, ich find's gut.
Nach wie vor stehen die Texte für mich mehr im Vordergrund als die Musik. Die bleibt - mit oder ohne Band - typisch Click. Eben deutscher Songwriter-Indie-Kram mit Elektrogefrickel.
Und die Texte gehen wie immer direkt in Kopf und Herz. Vielleicht nehmen sie mittlerweile den etwas direkteren Weg in Richtung Herz, als erst den Umweg über den Kopf zu gehen.
Ehrlich gesagt bin ich viel zu emotional in dieses Album involviert, als dass ich ein paar interessante Worte dazu verlieren könnte.
In dem Sinne - "Hier mein Herz, bitte sehr."

Donnerstag, 5. März 2009

Die kulinarischen Kuriositäten des Alltags, Part 1

Heute: Natto

Wer hat nicht schon viel davon gehört?
Zuerst eine Kurzdefinition von Wikipedia:
Natto ist ein traditionelles, sehr nahrhaftes japanisches Lebensmittel aus vergorenen Sojabohnen.

Nun war auch ich seit Dienstag im Besitz einer kleinen Styroporschachtel, die betreffendes Lebensmittel enthalten sollte.
Gefunden in einem der vielen asiatischen Lebensmittelmärkte (Geldwäscheanlagen?) in Hamburg, in der Tiefkühltruhe.
Den ganzen Dienstag schleppte ich diese Schachtel also mit mir herum, in der ständigen Angst, sie könne auslaufen - denn vor dem Geruch warnte man mich mehrfach.

Erst heute bin ich dann aber dazu gekommen, es zu probieren.
Und zugegeben: Es gehörte etwas Überwindung dazu. Man hört ja vieles von Natto - es sei schleimig, klebrig, sehr salzig, stinkt bestialisch, hinterlässt noch Stunden später einen Nachgeschmack im Mund...und genau auf das alles hab ich mich eingestellt.

Wurden meine Erwartungen erfüllt? Jein.

Ich entschloss mich dazu, Natto mit Reis zu probieren - so, wie man es mir für's "erste Mal" empfohlen hat.

Also die Büchse der Pandora aus dem Kühlschrank geholt und Reis gekocht.
Als der Reis dann verzehrbereit auf dem Tisch stand wagte ich es, die Schachtel zu öffnen.
Natürlich brach alles Schlechte über mich herein (kleiner Scherz). Nein, was ich sah war genau das, was ich erwartet habe - ein kleiner Haufen Bohnen in klebrigem Sojaeiweiß, abgedeckt mit einer Folie. Dazu zwei kleine Tütchen - gefüllt mit Sojasauce und Senf.
Als ich vorsichtig daran roch war ich überrascht, kaum etwas riechen zu können. Das änderte sich aber schnell, als ich die Folie entfernte. Aber ich kann nur sagen - ich hätte es mir schlimmer vorgestellt.
Als ich die Folie zum Mülleimer bringen wollte, stellte ich fest, dass das daran klebende Sojaeiweiß lange Fäden quer durch die Küche gezogen hat (Gummitwist-Witze erspare ich der Leserschaft an dieser Stelle). Sämtliche Geschichten über die Konsistenz von Natto sind also wahr!
Einige verklebte Möbelstücke und Finger später, ging ich dazu über, den Haufen verklebter Bohnen brav mit Senf und Sojasauce zu dekorieren.
Dann legte ich etwas von dieser explosiven Mischung auf meinen Reis. Und...probierte.

Nun, was passierte? Nicht viel, muss ich gestehen.
Da der Reis etwas fester war fiel das Kauen der Bohnen nicht umbedingt auf. Genauso wie das klebrige Sojaeiweiß. Der ausgemalte Ekelanfall aufgrunde der Konsistenz blieb also aus, das war kein Problem.
Aber der Geschmack...der ist so eine Sache. Zunächst einmal: Für mich als Salzfan war das nun wirklich nicht "sehr" salzig.
Das erste, was ich schmeckte war der Senf. Nur Senf. Dann ein bisschen Sojasauce. Und dann...nun, der Geschmack von Natto ist in der Tat schwer mit etwas zu vergleichen. Allerdings trägt es meines Erachtens einen starken Gärungs-Geschmack mit sind (wenn man sich das so vorstellen kann). Es war weitaus herber als erwartet. Irgendwie erinnerte es mich an die letzten Tropfen Bier in der Flasche, zu deren 'Genuss' man sich jedes Mal wieder zwingen muss.
Nun würde ich Natto dem letzten Schluck Bier aber doch auf jeden Fall vorziehen. Es war auch nicht wirklich eklig, aber doch sehr eigen. Im Prinzip schmeckte es wie es roch. Oder zumindest ging es ziemlich in die Richtung. Vielleicht kann man es vergleichen mit Sojasauce ohne den typisch salzigen Geschmack. Auf jeden Fall aber schmeckt man deutlich heraus, dass man hier etwas Gegorenes zu sich nimmt.
Nach einigen Gabeln voll hat man auch definitiv genug. Der Geruch setzt sich an Geschirr und Fingern ziemlich fest und auch der Geschmack ist wirklich so penetrant, wie man oft erzählt bekommt. Aber als Tipp: Grüne Paprika essen, dann ist der Natto-Nachgeschmack schnell verschwunden.

Fazit? Weniger schlimm als erwartet, aber auch kein wirklicher Hochgenuss. Vielleicht in einigen Monaten mal wieder, ihr wisst ja - die Hoffnung bleibt. Jetzt ist aber erstmal wieder Schluss mit Natto.

Freitag, 13. Februar 2009

Erkenntnis des Tages

Ich bin der Tölpel, von dem ClickClickDecker singt!

Das ist so ein bisschen "I'm the girl all emo guys write about"-mäßig, bloß anders. Ich find's gut (aber ich hab ja auch schon mal gedacht, Kettcar würden über mich schreiben).

Und wer richtige Blogeinträge hier erwartet ist dooooof. Naja, nee. Vielleicht wird's ja demnächst mal wieder was.

Neulich im TV...

Es gibt den Olli Schulz Klingelton im Jamba Sparabo!!

Oh mein Gott. Den Bibo-"Kultsong".

Geil, alten! Ob's den auch in monophon gibt?

Dienstag, 23. Dezember 2008

...

Ich bin ein inkonsequentes Stück, ja. Manchmal. Aber ich darf das. Morgen ist auch Weihnachten. Und ich wünsche mir *tatatataaa* Socken!
Und zwar diese (auch wenn ich sie nicht bekommen werde, habe sie ja gerade erst entdeckt...) -

2599_-

Viel cooler als diese Klaviaturschals.

Begebe mich wieder in den Winterschlaf. Mal sehen wie lang diesmal.

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Set Blogstatus

-Eingemottet-

Zumindest vorerst. Vielleicht auch nur Winterschlaf. Mal sehen.

Mittwoch, 24. September 2008

Once

Once ist ein Film aus der Feder von John Carney.
Dieses Jahr ging der Oscar für den besten Filmsong an "Falling Slowly" aus eben diesem Film.
Der Film lief nicht in großen Weltbeherrscher-Kinos und gilt somit als "Independent-Film".
Der Film spielt in Dublin.
Das Budget für den Film war ausgesprochen niedrig, er wurde innerhalb von etwa zwei Wochen mit einer Handkamera gedreht und sieht stellenweise ziemlich nach Dokumentation aus.
Schon bevor der Film anlief, wurde er als "schönster Musikfilm des Jahres" (oder sogar als "einer der besten Musikfilme überhaupt") bezeichnet.

Soviel zu den Fakten.
Was genau ist jetzt also dran an Once?
Die Story liest sich wie die klassische Boy-meets-Girl-Geschichte (bloß eben mit Musik): Straßenmusiker trifft Mädchen, dem seine Songs gefallen und die - zufälligerweise - auch noch Piano spielt und singen kann. Beide musizieren zusammen, er leidet noch unter der Trennung von seiner Freundin, sie hat eine Tochter, deren Vater in Tschechien sitzt. Sie mögen sich, verbringen viel Zeit zusammen und landen schließlich nicht im Bett sondern im Studio, wo sie eine Demo-CD aufnehmen.

Klingt nicht besonders spannend. Manch einer mag sich jetzt gähnend strecken und dann mit einem Schmatzen sagen "Njaaaa, wenn die Musik gut ist bestimmt trotzdem nett zu schauen, so einmal." Manch einer mag auch sagen: "Das trieft ja vor Kitsch, ich WETTE es passiert das und das und das und am Ende sind beide glücklich. Ende."

Nein.

Mein Interesse weckte der Film durch viele positive Kritiken und begeisterte Kinobesucher. Es musste also doch mehr hinter dem Film stecken als die übliche Boy-meets-Girl-Sache. Es musste mehr hinter diesem Film stecken als nur ein schöner Soundtrack.
Und zum anderen wollte ich den Film sehen, weil er in Dublin bzw. Irland spielt (auf meiner ewigen "Da-möchte-ich-umbedingt-mal-hin"-Liste immerhin seit gut zehn Jahren auf Platz 2, nach Disneyland).

Zunächst einmal ist die Beziehung der beiden Protagonisten (die beiden bleiben auch den ganzen Film über "namenlos", nichts mit Sex-and-the-City-mäßigen "John is calling"-Anzeigen auf dem Handy...) weitaus komplizierter als es den Anschein hat.
Bis zum Ende hin weiß der Zuschauer nicht genau, was das zwischen den beiden jetzt ist. Freundschaft, Liebe, Begehren?
Immer dann, wenn in einer typischen Hollywood-Romanze ein Eimer Kitsch über der Szenerie ausgeschüttet werden würde, macht der Film genau davor halt. Er schützt den Film somit abzuflachen und die Beziehung des Straßenmusikers und des Mädchens (fast möchte man sie schon "Glen" und "Markéta" nennen, hat man doch das Gefühl, eher die beiden Schauspieler kennenzulernen als fiktive Filmcharaktere - tatsächlich sagt Glen Hansard in einem Interview, das auf der Bonus-DVD zu finden ist "Ein Freund von mir sagte, der Film erzählt die Geschichte von deiner Freundschaft mit Mar." - auch wenn der Regisseur sagt, dass die Charaktere der Figuren und die Schauspieler sich in wichtigen Punkten unterscheiden) weiter undurchsichtig zu halten.
Zudem hört der Film an der Stelle auf, an der Hollywood erst richtig loslegen würde: [Spoiler!]Er fährt zurück nach London zu seiner Exfreundin, ihr Mann kehrt zurück zu ihr und ihrem Kind - in Hollywood gäbe es dramatische Flughafen-Szenen mit Tränen, er würde in letzter Sekunde umkehren, sie (Mar) fest in seine Arme schließen und mit ihr ihre Tochter großziehen. Oder sowas in der Art. Zumindest würden beide massig Tränen über ihre Trennung vergießen. Aber die einzigen Tränen im Film (die, der Pianistin) bleiben ohne Erklärung.
Es gibt noch nichtmal eine richtige Abschiedszene und - noch bemerkenswerter für einen Film, der eigentlich als "Liebesfilm" eingeordnet wird - keinen Kuss. Nur eine Umarmung, die irgendwie viel mehr sagt, als hemmungsloses und leidenschaftliches an-den-Kleidern-Rumgezerre (oder auch "hanky-panky").
Und trotzdem bleibt der Film ein Liebesfilm - erzählt er doch von der Liebe in allen ihren Facetten, egal wie abgedroschen das Klingen mag. Liebe in Beziehungen, Liebe in Freundschaften, Liebe in der Familie, Liebe zur Musik.
Die Szene, die dem Zuschauer die Beziehung der Protagonisten am eindeutigsten erklärt, ist trotzdem noch 'verschlüsselt' :
Der Straßenmusiker fragt das Mädchen, ob sie ihren Mann liebt. Und sie antwortet auf tschechisch. Eine Sprache, die sowohl dem Musiker als auch einem großen Teil des Publikums, fremd ist. Natürlich kann man nach einer Übersetzung googlen (hab ich auch gemacht...), aber im Prinzip hat man ihre Antwort ja schon geahnt. Auf der Bonus-DVD erfährt man auch, dass die Antwort ursprünglich anders ausfallen sollte, aber dazu jetzt nichts mehr.
Manch einer mag das Ende des Filmes auch als Happy-End verstehen - aber wer bei einigen Szenen gut aufgepasst hat, weiß, dass man das nicht so eindeutig bestimmen kann.

Das ist genau das, was den Film ausmacht. Er hinterlässt keine großen Fragezeichen und lässt den Zuschauer nicht nur mit einem Fragment von Film stehen, wie es im Indie-Kino gerne gemacht wird, er spart nur hier und da an kleinen Details. Und das, obwohl man doch die ganze Zeit dabei ist. Bei der Geschichte des Straßenmusikers und der Pianistin.

Mittlerweile ist es ja auch kein Geheimnis mehr, dass Glen Hansard und Markéta Irglová, die sich bereits seit Jahren kannten, sich während der Dreharbeiten ineinander verliebten. Und auch wenn das in jedem Bericht über diesen Film erwähnt wird: Man spürt es. Es macht den Film anders. Ohne die Entwicklung der Gefühle der beiden hätte der Film den Zuschauer mit einem anderen Gefühl zurückgelassen, da bin ich mir sicher.

Alles in allem ist dieser Film, zumindest für mich, wirklich der "schönste Musikfilm des Jahres".

Spätestens, wenn er ihr ein Piano schenkt, muss jedem das Herz aufgehen. Anders geht es wohl gar nicht.

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