Donnerstag, 2. April 2009

Top 10, Teil 2

Ja, ich weiß - der heiß erwartete Teil 2. Die unglaubliche Spannung hat hoffentlich niemandem eine schlaflose Nacht bereitet.

idlewild - 100 Broken Windows
Eines der wenigen Alben nach "The Guest", bei dem ich sofort dieses "Lieblingsalbum"-Gefühl hatte. Nach dem eher "roheren" Album "Hope Is Important" scheinen idlewild die Punkelemente früherer Songs mal dagelassen zu haben, wo sie hingehören (in den 70ern? Kleiner Scherz...).
Dieses Album spielt mit simplen kleinen Musiker- und Aufnahmetricks, die einen, wenn man nicht genau probiert, das Album ganz genau in Einzelteile zu erlegen, immer wieder begeistern können (nach und nach Einsatz mehrerer Instrumente, Stimmen werden übereinander gelegt, ein leises Keyboardklimpern, gaaanz weit in den Hintergrund gemischt...).
Dazu Texte, die man verstehen kann, aber nicht muss. Die man in mehrere deuten könnte, auch wenn die einem manchmal ganz eindeutig erscheinend. Schnelle Songs mit einer gewissen Energie und Leidenschaft, wenn auch ohne die alten etwas noisigen Parts. Langsamere Songs, die sich vor zuviel Kitsch retten können und trotzdem berühren. Songs wie "Idea track" und "Let me sleep" die man sofort als seine Lieblingssongs bezeichnen möchte.
Was fürs Herz! Ohne den Frauenzeitschriften-Hype zu fürchten.

Zum Weiterhören: Kenne sonst nur "Hope is important", das, wie gesagt, etwas ruppiger klingt, aber auch gut ist. Das Nachfolgealbum "The Remote Part" soll auch noch empfehlenswert sein.

Wilco - Yankee Hotel Foxtrot
Was haben dieses Album und ich doch nicht alles erlebt!
Nun, über dieses Album stolperte ich, als der Musikexpress es zum Album des Jahres 2002 wählte. Ich lud mir also einen Song davon runter, um mal reinzuhören (Anmerkung: So hab ich früher, als MySpace noch nicht in aller Munde war, immer in Alben reingehört - ein, zwei Songs runtergeladen, bei Interesse nochmal bei Saturn reingehört, bei Gefallen gekauft, MP3s gelöscht). Es war "War on War", was mir...nun, im Vorfeld vielleicht einen falschen Eindruck von dem Album vermittelte? Ich fand's zumindest nett.
Beim Urlaub bei einer Freundin im folgenden Jahr fand ich die CD also im Angebot bei Saturn und kaufte sie. Wir hörten sie einmal zusammen durch (ich glaube, sie fand es nicht so toll, und nannte es "country-mäßig"...hihi). Ich fand sie gut, aber wenn man zu zweit das erste Mal ein Album hört und dabei nicht umbedingt einfach nur konzentriert hört (man kennt das ja, zu zweit ist man ja doch irgendwie oft abgelenkt, wenn man nicht gerade mit weiteren Musik-Nerds im Raum sitzt, die ebenso gespannt lauschen wollen, wie man selbst), kann man sich schlecht ein richtiges Urteil bilden. Zumindest blieb mir nur "War on War" im Ohr. Das kannte ich ja schon.
Dann ereignete sich ein tragisches Ereignis: Durch widrige Umstände...ging die CD kaputt. Und ich ärgerte mich natürlich ziemlich und war so verärgert, dass ich sie nicht neu kaufen wollte. Stattdessen tröstete ich mich im folgenden Jahr mit Wilcos "Summerteeth"- Album. Das ich auch sehr mochte. Trotz der mysteriösen doppelten Tracks auf dem Album.
Einige Zeit später hatte ich das Glück, von meinem späteren Lieblingsmann die "Yankee Hotel Foxtrot" zu Weihnachten geschenkt zu bekommen. Somit hatte sich mein Problem von selbst gelöst. Und ich kann stolz behaupten, beide Versionen des Covers zu besitzen, mal in meinem Besitz gehabt zu haben (blau und beige...ich hätte die Papphülle in beige aufbewahren sollen, zum Wechseln, nach Stimmung...ach, ich mag beige eh nicht so).
Und natürlich gefiel sie mir wieder, ja. Aber auch hier dauerte es ein paar Hördurchgänge, bis mir auffiel, wie schön dieses Album wirklich ist.
Ja, dieses Album ist einfach schön. Aber nicht einfach...im Sinne von einfach. Dummerweise habe ich keine Worte mehr für dieses Album, denn über etwas Perfektes lässt sich nur schwer schreiben. Am besten einfach selber hören.
Nur noch eines: Warum hat plattentests.de damals eigentlich keine 10/10 gezückt? Oder zumindest 'ne 9...

Zum Weiterhören: "A Ghost Is Born", die mag ich danach am liebsten und ist nicht sooo weit entfernt, wie es die ganz frühen Werke Wilcos oder die neueren sind...die "Summerteeth" ist auch gut, "Via Chicago" ist live göttlich. Aber sie enthält auch einen der wohl schlimmsten Songs von Wilco. Wirkt im Allgemeinen wie ein etwas unbeholfener Versuch, langsam in Richtung "Yankee Hotel Foxtrot" zu marschieren.

Patti Smith - Horses
Dieses Album weilt nun leider noch nicht solange in meinem Besitz und ist daher wohl das "jüngste" Album meiner Sammlung, das hier genannt wird, obgleich es doch eigentlich das älteste Album dieser Top 10 ist...
Schon beim ersten Hören ahnte ich, das dieses Album sich sicher bald auf so einer Liste wiederfinden würde, auch wenn es total Klischee ist...denn welcher Indie-Horst setzt Patti nicht auf seine Top 5 oder 10 oder 50 Liste?
Auch wenn das Album nun mittlerweile über 30 Jahre alt ist, kann man sich vorstellen, was diese Energie dieses Albums, die teilweise wirren, erzählenden und auch brutalen Texte einer Lyrikerin und die einzigartige Stimme Pattis (die sehr zu ihrem damals androgynem Auftreten passt) damals in der Musikwelt ausgelöst hat.
Wenn man sich schon ein bisschen durch die Musikgeschichte der letzten Jahre gehört hat, fällt einem natürlich sofort auf, wer sich denn alles von Patti hat inspirieren lassen.
Auch in dem sehr empfehlenswerten Film "Als das Meer verschwand" / "In My Father's Den" von Brad McGann aus dem Jahre 2004 tauchen dieses Album und zwei der hervorstechendsten Songs des Albums ("Free Money" und natürlich "Land", das oft auch "Horses" genannt wird und synonym mit dem Album betrachtet wird) immer wieder auf. Sie waren der Soundtrack einer Jugend, einer jungen Beziehung. Und sind mit vielen Erinnerungen verknüpft. Patti Smith hatte einen besonderen Stellenwert im Leben dieser Menschen, sie hat etwas bestimmtes ausgelöst.
Auch ich gestehe, dass ich mich vor Pattis oftmals erwähnter phänomenalen Anziehungskraft nicht wehren konnte. Ja, sie löst etwas in einem aus. Ohne viel über sie zu wissen, faszinierte mich diese Frau und ihre Musik, obwohl ihre Band doch nur drei Akkorde beherrschte. Ich wollte sofort alles über sie wissen, ihre Geschichte erfahren, wissen, woher sie die Inspiration nahm, ein Album zu schreiben, das bis heute vermutlich die Inspiration für hunderte von jungen Bands ist.
Und nachdem ich mich zu Teilen durch ihre Biographie gearbeitet habe kann ich sagen - ja, das alles ist interessant und spannend, wenn auch nicht umbedingt Pattis Lebensweg an sich. Das schöne an der Sache ist, das Patti einen irgendwie dazu auffordert, sich weiterzubilden. Sie ist inspiriert von sovielen Lyrikern, Schriftstellern, Schauspielern, Musikern...dass man sich auch mit deren Werk beschäftigen möchte. Nick Hornby beschrieb ein Konzert von Patti einmal ähnlich, dass sie einen dazu auffordert, sich zu "bilden". Und nicht mit Scheuklappen durch die Welt zu laufen.
Abschließend ein Zitat aus "In My Father's Den":
[Zwei der Protagonisten, Paul und Celia, hören Pattis "Horses"]
Celia: "Mum wanted to sing like this?"
Paul: "Your mother wanted to be Patti Smith"

Zum Weiterhören: Die Nachfolgeplatte "Radio Ethiopia". War zwar ein kommerzieller Flop, ist aber sehr gut. Besonders "Radio Ethiopia"/"Abyssinia", beide Tracks live eingespielt (sind aber eigentlich eher irgendwie ein Track) ist ziemlich toll und beeinflusste offensichtlich unzählige Bands wie Hole und auch Sonic Youth, zumindest bestätigte Lee Ranaldo das. Aber erstmal "Horses" sacken lassen.


Fortsetzung folgt...just four to go!

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