Montag, 4. Juni 2007

Resurrection Jukebox Night

...ist der Titel des ersten Kapitels eines wundervollen Romans - "Never Mind Nirvana" von Mark Lindquist. Die traditionelle Auferstehung der Jukebox am Freitagabend. Und obwohl das nicht viel mit dem zu tun hat, über das ich eigentlich schreiben möchte, passt es doch, denn im Mittelpunkt steht die Nostalgie.
Zur Erfrischung gibt's den Text heute mal in der dritten Person, scheint ja gerade im Trend zu sein.

Es ist Sonntagabend, ein gewöhnlicher Sonntagabend. Wie so viele andere Menschen hat die Protagonistin dieses Textes am Sonntagabend nichts zu tun und verbringt ihn also allein in ihrem Zimmer. Zum Schlafen ist es noch zu früh, sagt ein Blick auf die Uhrzeit. Natürlich könnte sie sich noch einen Film ansehen oder lesen, aber dazu hat sie heute keine große Lust.
Ein Blick auf den CD-Stapel erinnert sie daran, dass sie schon seit langem mal wieder Lust hat, einen bestimmten Song zu hören ( der Vollständigkeit halber : "Doth I protest too much" von Alanis Morissette ). Bisher hat sie das Bedürfnis nach diesem Song immer wieder in den Hintergrund gestellt, wusste sie doch, dass sich die CD ganz unten im hinteren linken Stapel befindet. Außerdem weiß sie, wie die Suche nach einer bestimmten CD in ihrem Chaos meist endet...
Doch jetzt hat sie Zeit und braucht Beschäftigung. Also setzt sie sich auf den Boden, schiebt mit einer routinierten Bewegung ihren Bass aus dem Weg und macht es sich so gemütlich, wie es möglich ist. Sie friert, deswegen trägt sie einen viel zu großen schwarzen Männerpullover ( immer, wenn sie diesen Pullover trägt, fragt sie sich, ob das tatsächlich Größe S sein kann ). Der Bequemlichkeit halber trägt sie keine Hose ( sie sollte vielleicht mal überlegen, warum sie friert...).
Im Gegensatz zu den meisten Menschen, die ihre CDs mehr oder weniger geordnet in Regalen oder CD-Ständern aufbewahren liegt der Großteil ihrer Tonträgersammlung in Stapeln ( 5,5 Stapel an der Zahl ) auf dem Boden. Die meisten Menschen fragen immer wieder verwundert, ob man es schaffen kann, da den Überblick zu behalten. Nein, kann man eigentlich nicht. Trotzdem schafft sie es zumindest sich zu merken, welche CD sich in etwa in welchem Stapel befindet.
Um nun an den hinteren linken Stapel heranzukommen, muss sie erstmal den Stapel davor wegräumen. Während die die CDs also in kleineren Stapeln um sich herum verteilt, weiß sie, dass sie definitiv mehr als eine CD aussortieren wird, um sie noch in dieser Nacht oder am nächsten Tag mal wieder zu hören. Sie stößt auf CDs, die sie schon fast aus ihrer Erinnerung verdrängt hat. CDs die sie - auch wenn sie es ungern zugibt - vor vielen Jahren eigentlich nur kaufte, weil sie glaubte, der Name der Band müsse in ihrem CD-Regal zu finden sein. CD-Kauf aus Imagegründen. Peinlich? Ja, ein bisschen. Lässt sich aber als Jugendsünde abstempeln.
Ihr fällt ein Beatsteaks-Album in die Hände, das sie schon ganz vergessen hatte. Sie kaufte es vor einigen Jahren für 7,99€ bei Karstadt, hörte es einmal und stellte wieder fest, dass sie die Beatsteaks gar nicht mag.
Ein paar CDs weiter findet sie sogar eine H-Blockx-CD. 4,99€, gekauft, als sie im Urlaub in Görlitz war, weil ein Freund von ihr immer wieder versuchte sie davon zu überzeugen, dass diese Band ja gar nicht so schlecht sei ( glatt gelogen ). Sie erinnert sich daran, dass sie irgendwann begann, sich als Urlaubssouvenirs CDs zu kaufen ( anstatt Postkarten, Aschenbechern etc. ) und ihr bei den meisten CDs tatsächlich noch einfällt, wann und wo sie den Tonträger gekauft hat.
Sie findet ihre Angelika Express Alben und erinnert sich an Zeiten, als ihr diese Alben noch viel bedeuteten und sie die Texte noch für unglaublich toll hielt ( spätestens an dieser Stelle tritt dieses gewisse Nostalgie-Gefühl ein ). Auch ihre Heather Nova Sammlung befindet sich in diesem Stapel, dabei fällt ihr auf, dass sie das "Storm"-Album wohl noch nie richtig angehört hat. Das sollte vielleicht mal nachgeholt werden.
Ein bisschen lachen muss sie beim Fund des "Golden Age of Grotesque"-Albums von Marilyn Manson ( die Special Edition mit DVD...). Auch eines der Alben, die sie nie wirklich angehört hat, jetzt mal abgesehen von den Singles vielleicht. Aber an die DVD erinnert sie sich gut ( sie ist beängstigend )...
Für CDs im Digipack sind solche CD-Stapel übrigens die reinste Folter. Sie wird sich die abgenutzten Ecken des zweiten Kettcar-Albums und des aktuellen Tomte-Albums nie verzeihen. Deswegen behält sie auch immer die hübschen kleinen Folien, in die CDs im Digipack in Plattenläden so gerne verpackt werden.
Irgendwann findet sie auch die gesuchte CD. Jetzt muss wieder 'aufgeräumt' werden.
Ein flüchtiger Seitenblick auf den vorderen rechten Stapel erfasst aufeinandergestapelte CDs von Filter, Phillip Boa & the Voodooclub, Sex Pistols, Silverchair und Hot Water Music. An dieser Stelle fühlt sie sich fast überrollt von einer Welle der Zärtlichkeit und möchte die CDs am liebsten alle einzeln hervorholen, um jede an sich zu drücken und ausgiebig zu streicheln. Das erscheint ihr dann aber doch ein bisschen albern, also lässt sie es lieber. Der Wunsch, ihre CDs chronologisch zu ordnen überkommt sie - wie bei "High Fidelity" - also nach Kaufdatum. Die eigene Biographie in Tonträgerform sozusagen. Wieviel lässt sich anhand einer chronologisch geordneten CD-Sammlung über das Leben eines Menschen sagen?
Nach einer Weile sind die CD-Stapel alle wieder aufgebaut, nur ein kleiner Haufen CDs liegt noch neben ihr, um mal wieder ( oder auch : endlich mal 'richtig' ) gehört zu werden.
Alanis Morissette, Alkaline Trio, Delta Goodrem, Bright Eyes, Filter. Soviel zum Thema Abwechslung.

Das Fazit dieses Abends? Das gleiche wie immer: Manchmal beneidet sie Menschen, die mit einem gezielten Griff und ohne lange zu suchen, ein bestimmtes Album aus ihrer CD-Sammlung fischen können. Manchmal denkt sie aber auch, dass sie es, trotz Chaos und Unübersichtlichkeit, besser hat - immerhin erlebt sie dadurch immer wieder kleine Überraschungen und kann sich so einen Abend lang unterhaltsam beschäftigen.

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