Freitag, 4. Mai 2007

Tori Amos' "American Doll Posse"

Da liegt es nun vor mir, Tori Amos' neuntes Studioalbum mit dem klanghaften Namen "American Doll Posse", natürlich in der teuren limited Edition.
Als einigermaßen großer Tori Amos-Verehrer ist man eigentlich schon mit diesem Zustand zufrieden. Da bringt die gute Frau Amos nach einiger Zeit mal wieder ein Album heraus und steigerte die Vorfreude eines jeden "Fans" im Vorfelde durch Informationen zum Album. Das Wort "Konzeptalbum" fiel, nach und nach erfuhr man, dass Tori Amos ihren Charakter auf diesem Album in fünf verschiedene Frauen aufspaltet ( allesamt angelehnt an Frauen aus der griechischen Mythologie ), von denen sich jede mit einem anderen Themenbereich in 'ihren' Songs beschäftigt, jede der Frauen erhielt auch ihren eigenen Online-Blog. Man bekam die ersten Songs zu hören. Man lernte die fünf verschiedenen Toris "kennen". All die Informationsfetzen fügten sich langsam zu einem Bild zusammen, das Erwartungen weckte. Die Vorfreude steigerte sich ins Unermessliche ( trotz ausbleibender Begeisterung über die ersten neuen Songs ).
Und nun liegt es da. Das Album. In der limited Edition. Ein hübsches Digipack, es enthält fünf schöne Postkarten, ein Booklet, das nicht an Fotos spart und eine Bonus DVD. Und natürlich das neue Album. Wie bereits gesagt, zufrieden ist man eigentlich jetzt schon, ohne das Album gehört zu haben.
Und doch, natürlich kann man den Augenblick nicht erwarten, in dem man die 23 Songs von Toris Posse zu hören bekommt.
Die Erwartungshaltung ist zwiespältig. Zwar war man von den ersten Songs nicht begeistert und man bemerkte den Abwärtstrend der letzten Alben, aber dennoch : Es ist Tori Amos!Und das ausgefeilte Grundkonzept des neuen Albums machte neugierig auf mehr.
Nun ja, auch eine Tori Amos kann Fehler machen. Und Fehler begeht sie ( meines Erachtens nach ) doch einige mit diesem Album.
Zunächst einmal der erste Track: "Yo George". Ganz ehrlich, was soll das? Natürlich, wenn man unzufrieden mit der politischen Situation ist, kann man seinem Ärger mal Luft machen. Jaja, wir wissen alle, Mr. Bush ist ganz böse, kein guter Präsident etc. etc...aber warum muss sich denn jeder darüber auslassen und mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen? Das ist nicht gerade einfallsreich. Das machen alle ( P!nk, Green Day...), das ist nicht Toris Metier. Außerdem hat sie schon mit "Scarlet's Walk" ein Konzeptalbum zu ihrer Sicht vom heutigen America abgeliefert.
Der Text zu diesem Song ist nicht überzeugend und auch musikalisch nicht umwerfend. Zumindest steht hier noch das Piano im Vordergrund. Die bereits bekannten Songs "Big Wheel" und "Bouncing Off Clouds" sind absolute Ohrwürmer, radiotauglich und einfach zu "catchy", um sie schlecht zu finden. Allerdings begeistern sie auch nicht ( auch wenn sie besonders "Big Wheel" auf eine sehr 'verschmitzte' Art und Weise singt, man kann förmlich ein ironisches Lächeln auf ihrem Gesicht hören ). "Teenage Hustling", ebenfalls bereits bekannt, ertrinkt in einem Meer an Tori Amos-untypischen Gitarren ( wie viele der Songs dieses Albums ) und wirkt überzogen, dennoch bleibt auch dieser Track irgendwie hängen ( auch hier muss ich das Wort noch einmal erwähnen: "catchy" ).
Der Rest der 23 Songs scheint irgendwie in sich selbst unterzugehen. Viele belanglose Nummern mit uninspiriertem Text vermischen sich mit einigen tollen Tracks, alles in allem kommt aber vor allem das Piano, was ja nun DAS Tori-Instrument ist, viel zu kurz. Natürlich steht es auf dezente Art immernoch im Vordergrund, wird jedoch von anderer übermäßiger Instrumentierung überdeckt. Dieses Album wirkt weniger wie das Album einer Pianistin als ein Band-Album.
Ihre Stimme zeigt zwar wie immer eine große Variabilität, aber auch stimmlich traute sie sich schon einmal mehr ( ich erinnere an dieser Stelle an "Boys For Pele" ).
Auch die Pseudo-Laszivität, an der sich Charakter Santa in einigen Songs versucht, wirkt nicht überzeugend ( besonders wenig gelungen ist das bei "You Can Bring Your Dog" ), auch wenn ich hier gerne einen MySpace-Kommentar von Santas Space ( zum Song "Body And Soul" ) zitieren möchte:
"Body and Soul is awsome, it makes me want to seduce my love like the dirty girl I am."
Nun ja, das war nicht gerade mein erster Gedanke bei dem Song, vielleicht sollte ich ihn mir mal intensiver anhören...
Santa hat jedoch mit "Programmable Soda" einen der ansprechendsten Songs des Albums auf den Leib geschrieben bekommen. Harmonien und ein ansprechendes Streicher- und Bläserarrangement zeichnen diesen Song aus.
Auch "Code Red" protzt mal wieder mit Gitarrensound ( immerhin, ein Track ohne 12-Saiter ), aber hier schafft vor allem das Piano eine grandiose düstere bis verstörende Stimmung. Hier jubiliert das Fan-Herz : Das ist super, das ist Tori! Wie wir sie kennen und lieben! Naja, und so weiter halt.
Auf "Code Red" folgt der Song, der mich spontan am meisten eingefangen hat: "Roosterspur Bridge". Wunderbarer Gesang, das Piano hier ist einfach umwerfend schön. Dieser Song hätte sich ( musikalisch gesehen ) gut auf "The Beekeeper" gemacht, schätze ich. Oder sogar ( Kontrastprogramm olé! ) auf "Little Earthquakes".
Das Album schließt mit "Dragon" ab, gesungen von Santa, ebenfalls einer der besten Tracks des Albums.
Alles in allem verstecken sich hier doch einige große Songs, sie sind aber in zu viel Durchschnitt versteckt. Das Album hätte also gut einige Songs kürzer sein können, dann wäre es in sich stimmiger gewesen. An Abwechslung mangelt es diesem Album zumindest nicht, auch wenn es in sich nicht umbedingt homogen wirkt.
Oh, und noch zur DVD: Acht Minuten Spielzeit. Äh, okay. Eigentlich hab ich mir gewünscht, dass da eventuell ein Interview mit Tori Amos drauf wäre oder zumindest etwas Hintergrundinformationen. Das einzige was man aber auf dieser DVD findet ist ein kurzer Film vom Fotoshooting zum Album ( Tori mit vielen Perücken vor einer grauen Wand ), unterlegt mit Songs vom Album. Naja, nicht recht informativ. Ein bisschen sinnlos? Aber okay. Tori darf das ( ach ja? ). Und natürlich der Bonus-Song "My Posse Can Do", der ist nur auf dieser DVD zu finden. Die Lyrics zu diesem Song sind auch auf der DVD nachzulesen. Zu diesem Song ist nicht viel zu sagen, es ist diesmal nicht so wie bei "Garlands", dem Bonus-DVD-Song von "The Beekeeper" - das ist nämlich der eigentliche Übersong des Albums, und den nur auf der DVD zu veröffentlichen, das ist schon fast dreist.
Und "My Posse Can Do"...naja..."Tippy tippy ty all over the world...". Zugegeben, ein Grinsen hat mir der Song schon entlockt. Niedlich ist er schon. Kein musikalisches Meisterwerk, keine Offenbahrung in Notenform, aber nett zu hören. Macht zumindest gute Laune. Irgendwie. An die Offenbahrung in Notenform durch Tori Amos Songs glaube ich - ehrlich gesagt - auch nicht mehr so wirklich.

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