Einmal um die Welt in wenigen Sekunden
Oder auch: Der Schnelldurchlauf.
Wenn man in kurzer Zeit relativ viele Tonträger kauft (wegen Sonderangeboten, wegen "Oh mein Gott, ich brauch dieses Album JETZT!", wegen spontaner Verliebtheit in eine Band/einen Musiker...), kann es schnell passieren, dass dabei ein eigentlich gutes Album auf der Strecke bleibt. Es wird einmal gehört, mehr oder minder aufmerksam, dann vielleicht noch ein zweites Mal. Dann widmet man sich den anderen neuen Alben zu. Wo soll man aufhören, anfangen, weitermachen?
Deshalb hier ein paar Worte zu einigen Alben, denen ich bereits mehr Zeit gewidmet habe.
Shugo Tokumaru - Exit
Shugo Tokumaru wird gerne als 'Multi-Instrumentalist' bezeichnet. Und ja, er mag sie definitiv. Instrumente in allen Formen und Farben, sei es Gitarre, Ukulele, Melodica oder Teremin.
"Exit" ist sein drittes Album und das erste, welches ich von ihm hören durfte.
Was er auf diesem Album schafft ist in erster Linie Songwriter-Pop. Nun wäre ich bei Songwriter-Pop aus Japan in erster Linie skeptisch. Der werte Shugo scheint da ähnlich zu denken, schließlich verpackt er seinen unschuldigen Songwriter-Pop in vielen Schichten aus Folk, Electronica und haufenweise Instrumente (womit wir wieder beim Thema "Wrapping Culture" wären -dingdingding).
In einer sehr netten Review dieses Album bei jrawk.com sprach der Autor davon, dass man von all diesen Instrumenten schnell überfordert sein kann. Meines Erachtens passt es jedoch in den wunderbar überschwänglichen Stil, den Shugo Tokumaru selbst den ruhigeren Stücken des Albums irgendwie aufdrückt.
Klar, würde man probieren, all die Schichten unter denen der Pop versteckt wird aufzudröseln, kann das anstrengend enden und wird nerven. Aber vielleicht will man das alles ja auch einfach mal als ganzes hinnehmen und genießen.
Vorallem bei ersten Track (und der ersten Single) "Parachute" passiert gleichzeitig soviel und doch bekommt man den Eindruck, es wäre einfach 'nur' ein perfekter quirky Popsong...für mich war dieser Song zumindest ein einschlägiger Grund, das Album zu kaufen. Wer diesen Song hört und davon keine gute Laune bekommt ist wirklich eine harte Nuss - es sei denn betreffende Person findet den Instrument-Overkill einfach nur anstrengend.
Zudem befinden sich auf diesem Album - natürlich - auch zwei reine Instrumentalstücke, wobei der fehlende Gesang hier kaum auffällt, da sich die Stücke nahtlos in den Rest des Albums einfügen.
Feist - The Reminder
Wie lange habe ich mich doch dagegen gewehrt diese Dame gut zu finden. Schließlich findet alle Welt sie gut...die Indie-Szene, Jazz-Fans, Brigitte-Leserinnen. Ihre Songs werden in Werbespots genutzt und laufen gerne in Supermärkten, in Friseursalons und bei New Yorker.
Wenn man möchte, kann man allerhand Gründe finden, einen großen Bogen um Leslie Feist zu machen.
Ihr Album "Let it die" von 2004 war mir bekannt und ich fand es eigentlich nur langweilig (mit Ausnahme von "Mushaboom" und "One evening" versteht sich, das sind so die Songs die von Musikredakteuren gerne als "unwiderstehlich" bezeichnet werden - und sie haben hierbei vollkommen recht), trotz der bemerkenswert angenehmen und schönen Stimme.
Zugegeben, auch bei "The Reminder" waren die ersten beiden Singles mehr als gut gewählt - es waren die typischen Songs, gegen die sich niemand wehren konnte (ging bei "1234" auch schlecht...).
Einen besonderen Anlass, mir schließlich doch das Album zu kaufen gab es nicht. Ich hatte Lust auf Frauenmusik, auf die beiden Singles und der Preis war unverschämt niedrig. Also, warum nicht?
Und jetzt, einige Wochen später muss ich gestehen: Ich bin positiv überrascht.
Warum? Das Album platzt nicht vor Innovation, es ist überproduziert bzw. seltsam produziert(zumindest klingt die Stimme über meine Kopfhörer sehr gedämpft und die Instrumente oft viel zu laut), und wenn man die Hoffnung auf ein verstecktes Broken Social Scene-Album gehabt hat, wird man auch enttäuscht (wobei ich finde "Past in present" hätte sich wunderbar auf einem Broken Social Scene-Album gemacht).
Es ist ganz einfach: Dieses Album tut einfach gut.
Man kann dabei laut mitsingen, man kann es laut und per Kopfhörer hören, man kann es nebenbei hören aber auch konzentriert hören...
Selbst an das mich zu Anfang unheimlich nervende "I feel it all" hab ich mich gewöhnt (aber ich skippe es trotzdem gerne...) und auch an die Produktion.
Es ist ein schönes Popalbum mit gelegentlichen Ausreißern nach oben, gerade wenn es ein bisschen in Richtung Broken Social Scene geht oder ein Song mal ein bisschen aus dem Rahmen fällt (wie "Sealion"). Und warum sollte schlicht schön nicht auch einfach mal gut bedeuten?
ClickClickDecker - Den Umständen entsprechend
Einer meiner liebsten deutschen 'Songwriter' hat nun also ein Bandalbum aufgenommen. Zudem scheint er auch textlich gesehen mal mehr auf den Punkt zu kommen als früher. Und sein gelegentliches (aber dezentes) Elektrogefrickel lässt er auch nicht sein.
Und, wie finden wir das? Also, ich find's gut.
Nach wie vor stehen die Texte für mich mehr im Vordergrund als die Musik. Die bleibt - mit oder ohne Band - typisch Click. Eben deutscher Songwriter-Indie-Kram mit Elektrogefrickel.
Und die Texte gehen wie immer direkt in Kopf und Herz. Vielleicht nehmen sie mittlerweile den etwas direkteren Weg in Richtung Herz, als erst den Umweg über den Kopf zu gehen.
Ehrlich gesagt bin ich viel zu emotional in dieses Album involviert, als dass ich ein paar interessante Worte dazu verlieren könnte.
In dem Sinne - "Hier mein Herz, bitte sehr."
Wenn man in kurzer Zeit relativ viele Tonträger kauft (wegen Sonderangeboten, wegen "Oh mein Gott, ich brauch dieses Album JETZT!", wegen spontaner Verliebtheit in eine Band/einen Musiker...), kann es schnell passieren, dass dabei ein eigentlich gutes Album auf der Strecke bleibt. Es wird einmal gehört, mehr oder minder aufmerksam, dann vielleicht noch ein zweites Mal. Dann widmet man sich den anderen neuen Alben zu. Wo soll man aufhören, anfangen, weitermachen?
Deshalb hier ein paar Worte zu einigen Alben, denen ich bereits mehr Zeit gewidmet habe.
Shugo Tokumaru - Exit
Shugo Tokumaru wird gerne als 'Multi-Instrumentalist' bezeichnet. Und ja, er mag sie definitiv. Instrumente in allen Formen und Farben, sei es Gitarre, Ukulele, Melodica oder Teremin.
"Exit" ist sein drittes Album und das erste, welches ich von ihm hören durfte.
Was er auf diesem Album schafft ist in erster Linie Songwriter-Pop. Nun wäre ich bei Songwriter-Pop aus Japan in erster Linie skeptisch. Der werte Shugo scheint da ähnlich zu denken, schließlich verpackt er seinen unschuldigen Songwriter-Pop in vielen Schichten aus Folk, Electronica und haufenweise Instrumente (womit wir wieder beim Thema "Wrapping Culture" wären -dingdingding).
In einer sehr netten Review dieses Album bei jrawk.com sprach der Autor davon, dass man von all diesen Instrumenten schnell überfordert sein kann. Meines Erachtens passt es jedoch in den wunderbar überschwänglichen Stil, den Shugo Tokumaru selbst den ruhigeren Stücken des Albums irgendwie aufdrückt.
Klar, würde man probieren, all die Schichten unter denen der Pop versteckt wird aufzudröseln, kann das anstrengend enden und wird nerven. Aber vielleicht will man das alles ja auch einfach mal als ganzes hinnehmen und genießen.
Vorallem bei ersten Track (und der ersten Single) "Parachute" passiert gleichzeitig soviel und doch bekommt man den Eindruck, es wäre einfach 'nur' ein perfekter quirky Popsong...für mich war dieser Song zumindest ein einschlägiger Grund, das Album zu kaufen. Wer diesen Song hört und davon keine gute Laune bekommt ist wirklich eine harte Nuss - es sei denn betreffende Person findet den Instrument-Overkill einfach nur anstrengend.
Zudem befinden sich auf diesem Album - natürlich - auch zwei reine Instrumentalstücke, wobei der fehlende Gesang hier kaum auffällt, da sich die Stücke nahtlos in den Rest des Albums einfügen.
Feist - The Reminder
Wie lange habe ich mich doch dagegen gewehrt diese Dame gut zu finden. Schließlich findet alle Welt sie gut...die Indie-Szene, Jazz-Fans, Brigitte-Leserinnen. Ihre Songs werden in Werbespots genutzt und laufen gerne in Supermärkten, in Friseursalons und bei New Yorker.
Wenn man möchte, kann man allerhand Gründe finden, einen großen Bogen um Leslie Feist zu machen.
Ihr Album "Let it die" von 2004 war mir bekannt und ich fand es eigentlich nur langweilig (mit Ausnahme von "Mushaboom" und "One evening" versteht sich, das sind so die Songs die von Musikredakteuren gerne als "unwiderstehlich" bezeichnet werden - und sie haben hierbei vollkommen recht), trotz der bemerkenswert angenehmen und schönen Stimme.
Zugegeben, auch bei "The Reminder" waren die ersten beiden Singles mehr als gut gewählt - es waren die typischen Songs, gegen die sich niemand wehren konnte (ging bei "1234" auch schlecht...).
Einen besonderen Anlass, mir schließlich doch das Album zu kaufen gab es nicht. Ich hatte Lust auf Frauenmusik, auf die beiden Singles und der Preis war unverschämt niedrig. Also, warum nicht?
Und jetzt, einige Wochen später muss ich gestehen: Ich bin positiv überrascht.
Warum? Das Album platzt nicht vor Innovation, es ist überproduziert bzw. seltsam produziert(zumindest klingt die Stimme über meine Kopfhörer sehr gedämpft und die Instrumente oft viel zu laut), und wenn man die Hoffnung auf ein verstecktes Broken Social Scene-Album gehabt hat, wird man auch enttäuscht (wobei ich finde "Past in present" hätte sich wunderbar auf einem Broken Social Scene-Album gemacht).
Es ist ganz einfach: Dieses Album tut einfach gut.
Man kann dabei laut mitsingen, man kann es laut und per Kopfhörer hören, man kann es nebenbei hören aber auch konzentriert hören...
Selbst an das mich zu Anfang unheimlich nervende "I feel it all" hab ich mich gewöhnt (aber ich skippe es trotzdem gerne...) und auch an die Produktion.
Es ist ein schönes Popalbum mit gelegentlichen Ausreißern nach oben, gerade wenn es ein bisschen in Richtung Broken Social Scene geht oder ein Song mal ein bisschen aus dem Rahmen fällt (wie "Sealion"). Und warum sollte schlicht schön nicht auch einfach mal gut bedeuten?
ClickClickDecker - Den Umständen entsprechend
Einer meiner liebsten deutschen 'Songwriter' hat nun also ein Bandalbum aufgenommen. Zudem scheint er auch textlich gesehen mal mehr auf den Punkt zu kommen als früher. Und sein gelegentliches (aber dezentes) Elektrogefrickel lässt er auch nicht sein.
Und, wie finden wir das? Also, ich find's gut.
Nach wie vor stehen die Texte für mich mehr im Vordergrund als die Musik. Die bleibt - mit oder ohne Band - typisch Click. Eben deutscher Songwriter-Indie-Kram mit Elektrogefrickel.
Und die Texte gehen wie immer direkt in Kopf und Herz. Vielleicht nehmen sie mittlerweile den etwas direkteren Weg in Richtung Herz, als erst den Umweg über den Kopf zu gehen.
Ehrlich gesagt bin ich viel zu emotional in dieses Album involviert, als dass ich ein paar interessante Worte dazu verlieren könnte.
In dem Sinne - "Hier mein Herz, bitte sehr."
FallOutGirl - 7. Mär, 18:19